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Ein Pornofilm ist die audiovisuelle Realisation der Pornografie (vom griechischen porne ‚Hure‘, graphein ‚schreiben‘) im Medium Film. Pornografie wird oft definiert als unmittelbare und deutliche Darstellung menschlicher Sexualität und primärer Geschlechtsmerkmale, die die sexuelle Stimulierung des Konsumenten zum Ziel hat.
In der kunst- und filmwissenschaftlichen Auseinandersetzung ist dieser Definitionsversuch umstritten, wenngleich beispielsweise die Rechtswissenschaft unbedingt auf diese Definition angewiesen zu sein scheint. Die Abgrenzung zu Genrebegriffen wie Softporno, Erotikfilm oder Sexfilm läuft ebenfalls über das Kriterium der Unmittelbarkeit und Deutlichkeit. Trotz allem sind die Genreübergänge fließend und nicht trennscharf zu ziehen.
Pornografische Filme sind in Deutschland seit 1975 nicht mehr strafrechtlich verboten. Sie unterliegen jedoch bestimmten Jugendschutz-rechtlichen Bestimmungen, die zum Beispiel die Bewerbung und den Verkauf reglementieren. Nach der derzeitigen Rechtslage schreibt der § 15 (2) JuSchG vor, dass pornografische Filme genau so wie indizierte Filme zu behandeln sind. Strafrechtlich verboten ist dagegen die so genannte harte Pornografie, die sexuelle Gewalt, zoophile Handlungen oder sexuellen Missbrauch von Kindern zum Inhalt hat.
Inhaltsverzeichnis |
Wie bei vielen „neuen“ Techniken (Drucktechnik, Fotografie, Telefon und Video als Medien oder Bildschirmtext und Internet als Transportweg) wurde auch der Film sehr schnell zur Herstellung von erotischen und pornografischen Aufnahmen entdeckt. Zuvor waren bereits in den Stereo- und Kinetoskopen erotische Darstellungen zu finden. Die dort am häufigsten dargestellten Szenen waren in den erotische Filmproduktionen der frühen Stummfilmzeit häufig wiederzufinden. Die vier häufigsten, immer wiederkehrenden Sujets der frühen Stummfilmerotik waren Tanzszenen, Voyeurismus, Entkleidungsszenen und das Sujet „Der Künstler und sein Modell“.[1]
Der älteste erhaltene Erotikfilm – Inhalt ist eine Entkleidungsszene – stammt von Eugène Pirou und Albert Kirchner, der für Pirou unter dem Künstlernamen „Léar“ Regie führte. Der Film Le Coucher de la Marie von 1896 zeigte Mlle. Louise Willy beim Striptease. Pirous' Film inspirierte ein Genre von schlüpfrigen französischen Filmen, die sich entkleidende Frauen zeigten, als andere Filmproduzenten die möglichen Profite erkannten.[2][3]
Die erste voyeuristische Szene dürfte allerdings bereits im Trickfilm autour d'une cabine (1893/1894) von Émile Reynaud zu sehen sein.[4] George Méliès Film après le bal – le tub zeigt als ganzen Filminhalt nur die Entkleidung einer jungen Frau, die vom Ball zurückkehrt. Freilich waren zu dieser frühen Zeit des Filmes Filmaufnahmen nie länger als fünf bis maximal zehn Minuten. Einer der ersten Filme mit erotischen Tanzszenen war der 1893 entstandene Film Dolorita in the passion dance, der erstmals auf der Weltausstellung von Chicago zu sehen war.[5] Das in vielen Erotikfilmen beliebte Sujet „Der Künstler und sein Modell“ ist erstmals 1899 nachgewiesen: his masterpiece; darin ist ein Künstler beim Zeichnen einer nackten Frau zu sehen, bis er schließlich der realen Frau zu Füßen fällt.
In den Erotikfilmen des deutschsprachigen Raums wurde Erotik häufig mit Humor kombiniert. Ein frühes Beispiel hierfür ist etwa der Film Endlich allein, der 1896 bis 1897 in ganz Österreich-Ungarn erfolgreich lief. Hierbei ist ein Mann zu sehen, der seine Ehefrau heimlich auf der Toilette beobachtet und alle Anstrengungen unternimmt, um nicht entdeckt zu werden. Der Film war laut Bozner Zeitung so komisch, dass er „den ärgsten Hypochonder zum Lachen bringen“[6] musste. Je nach Einstellung zum Erotikfilm wurde in Zeitungskritiken entweder die Komik eines Films besonders hervorgehoben oder die freizügigen Darstellungen kritisiert. Bis Ende des ersten Jahrzehntes des 20. Jahrhunderts hatten stetig zunehmende Proteste von Bürgern in vielen Ländern bereits zu strengen Zensurmaßnahmen oder Aufführverboten geführt. 1910 wurde in Paris sogar eine internationale Konferenz zur Bekämpfung der Pornografie einberufen, da die im Umlauf befindliche Menge erotischer Darstellungen bereits so große Ausmaße erreicht hatte.[7]
Die Blütezeit der erotischen Filmaufnahmen war jene der Wanderkinos, die bis Mitte der 1900er Jahre, als noch kaum feste Kinos vorhanden waren, die wichtigsten Filmvorführer waren. Um möglichen Zensurmaßnahmen zu entgehen, spielten Wanderkinobesitzer häufig erst am letzten Abend eines Aufenthaltes ihre erotischen Filme, die im deutschsprachigen Raum häufig als „pikante Films“, „pikante Films für Herrenabende“ oder so ähnlich bezeichnet wurden.[8]
Größter Hersteller erotischer Kurzfilme war Frankreich, wo auch die großen Filmgesellschaften wie Pathé erotische Aufnahmen drehten. Je bekannter eine Filmgesellschaft wurde, umso mehr wurde die Erotik in den Filmen nur noch angedeutet und im Falle von Pathé letztendlich eingestellt, da die Herstellung von unproblematischen und weltweit erfolgreichen Spielfilmen nicht in Gefahr gebracht werden sollte. Im deutschsprachigen Raum waren die deutsche Venus Film und die österreichische Saturn Film international exportierende Hersteller erotischer Kurzfilme.
A L'Ecu d'Or ou la bonne auberge ist laut Patrick Robertsons Film Facts der früheste pornografische Film, der definitiv datiert werden kann (“the earliest pornographic motion picture which can definitely be dated is A L'Ecu d'Or ou la bonne auberge.”). Es ist ein französischer Film, der einen müden Soldaten beim Rendezvous mit einer Kellnerin in einer Kneipe zeigt. El Sartorio aus Argentinien könnte noch älter sein; der Film wird zwischen 1907 und 1912 datiert. Robertson weist darauf hin, dass „die ältesten erhaltenen Pornofilme in der amerikanischen Kinsey Collection enthalten sind“ (“the oldest surviving pornographic films are contained in America's Kinsey Collection”). Ein Film zeigt, wie früh pornografische Konventionen etabliert waren. Der deutsche Film Am Abend (1910) ist „ein zehnminütiger Film, der mit einer Frau beginnt, die alleine in ihrem Schlafzimmer masturbiert, und anschließend Szenen von ihr mit einem Mann beim reinen Sex, Fellatio und Analverkehr zeigt“ (“a ten-minute film which begins with a woman masturbating alone in her bedroom, and progresses to scenes of her with a man performing straight sex, fellatio and anal penetration”).[9] Die Ästhetik und Technik der Aufnahme legt jedoch ein späteres Entstehungsdatum nahe.
Die bedeutendste Sammlung historischer pornografischer Filme findet sich im Kinsey Institute for Sex, Gender and Reproduction an der Indiana University in Bloomington. Filme, die tatsächlich pornografische Handlungen aufwiesen, wurden häufig in adeligen Kreisen produziert und vertrieben.[10]
Erhalten hat sich kaum ein „pikanter“ oder pornografischer Film aus jener Zeit. Generell gelten ca. 80 Prozent der Stummfilmproduktion als verloren.
Als sie in den 1940er Jahren verboten waren, wurden die „stag films“ (engl. stag ‚Hirsch‘) oder „blue films“ viele Jahre lang von Amateuren im Untergrund gedreht. Die Produktion eines Films nahm viel Zeit und Ressourcen in Anspruch, wobei die Leute ihre Badewanne nutzten, um den Film zu waschen, als Produktionseinrichtungen (die oft an das organisierte Verbrechen gebunden waren) nicht zugänglich waren. Die Filme zirkulierten dann privat oder über reisende Händler, obwohl man mit Gefängnisstrafen rechnen musste, wenn man beim Betrachten oder als Besitzer erwischt wurde.[11]
In der Nachkriegszeit gab es weitere Entwicklungen, die die Entstehung eines Massenmarktes förderten. Die Einführung des 8-mm-Films und des Formats Super 8 sorgte für eine weite Verbreitung des Amateurfilms. Unternehmer entdeckten diesen Markt für sich. In Großbritannien waren die Produktionen von Harrison Marks Softpornos, wurden aber in den 1950er Jahren als schlüpfrig eingestuft. Auf dem Kontinent waren solche Filme expliziter. Lasse Braun war ein Pionier bei farbigen Qualitätsproduktionen, die er in den frühen Tagen mit Hilfe der diplomatischen Privilegien seines Vaters vertrieb. 1969 wurde die Pornografie in den Niederlanden legalisiert, was zu einer Explosion der kommerziell produzierten Pornografie führte. Da der Pornoproduzent nun einer legitimen Beschäftigung nachging, gab es für Geschäftsleute keine Beschränkungen bei Investitionen in vernünftige Ausrüstung, mit der man in der Lage war, Qualitätsprodukte in Massen und billig herzustellen. Große Mengen dieser neuen Pornografie, sowohl Magazine als auch Filme, wurden in andere Teile Europas geschmuggelt, wo man sie „unter dem Ladentisch“ verkaufte oder in nur für Mitglieder zugänglichen Kinos zeigte.
Als erster explizit pornografischer Film, der offiziell in US-Kinos gezeigt wurde, gilt Mona (auch bekannt als Mona the Virgin Nymph), eine 59-minütige Produktion aus dem Jahr 1970 von Bill Osco und Howard Ziehm, der anschließend mit einem relativ hohen Budget den Kultfilm Flesh Gordon drehte.[11][12] Der Film Boys in the Sand von 1971 war der erste allgemein erhältliche homosexuelle Pornofilm; er führte als erster Pornofilm Credits für die Besetzung und den Stab ein (allerdings zum größten Teil unter Pseudonymen), parodierte den Mainstream-Film The Boys in the Band und erhielt eine Kritik in The New York Times.[13] 1972 erreichten die Pornofilme in den USA einen Höhepunkt mit Deep Throat und Behind the Green Door, die von der Öffentlichkeit anerkannt und zum sozialen Phänomen wurden. 1973 folgte The Devil in Miss Jones, und viele sagten voraus, dass offenherzige Abbildungen von Sex auf der Leinwand bald alltäglich würden, aber die Kultur nahm eine andere Richtung, die solche Fantasien verhinderte. William Rotsler sagte 1973 zu diesem Thema: „Erotische Filme bleiben hier. Letzten Endes werden sie sich mit dem filmischen Mainstream vermischen und als eigenes Subgenre verschwinden. Niemand kann das verhindern.“ (“Erotic films are here to stay. Eventually they will simply merge into the mainstream of motion pictures and disappear as a labeled sub-division. Nothing can stop this.”)[14]
In Großbritannien wurde Deep Throat jedoch erst 2000 in der ungeschnittenen Version anerkannt und erst im Juni 2005 öffentlich gezeigt.[11][15][16] Diese frühen Filme wurden oft stag films genannt (engl. stag ‚Hirsch‘, im metaphorischen Sinne „Junggeselle“), da diese Filme meist in Herrenklubs, in Bordellen und in Verbindungshäusern der Studenten gezeigt wurden, also an männerexklusiven Orten, zu denen Frauen kaum Zutritt hatten. Die Phase der stag films – meist in Form von zwischen fünf bis 20 Minuten langen Kurzfilmen – dauerte bis zum Ende der 1960er Jahre. Bis dahin blieb der pornografische Film trotz filmtechnischer Entwicklungen und bis auf wenige Ausnahmen stumm und schwarzweiß. Anfang der 1970er Jahre versuchte man durch die Aufnahme mit mehreren Kameras und die Aneinanderreihung einzelner „Nummern“ sexueller Darstellung den pornografischen Film zu verlängern. Es entstanden die ersten und heute noch gängigen „Featurefilme“ (Pornolangspielfilme).
Heutzutage wird von der „Porno(film)industrie“ gesprochen. Ihren Umfang mögen folgende Zahlen verdeutlichen: Im Jahr 1987 wurden in der Bundesrepublik Deutschland etwa 500.000 Pornovideos ausgeliehen; bis ins Jahr 1999 stieg diese Zahl auf etwa 80 Millionen an. 2006 erschienen alleine in Deutschland mehr als 1000 neue Pornofilme pro Monat, der Umsatz der Branche wird auf ungefähr 800 Millionen Euro jährlich geschätzt. Damit gilt Deutschland nach den USA als der zweitgrößte Pornomarkt der Welt.[17]
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Wie auch bei anderen Filmen gibt es bei Pornofilmen eine ganze Reihe verschiedener Produktionsarten:
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Die folgende Liste ist weit davon entfernt, umfassend zu sein, da viele verschiedene Arten von Pornografie existieren. Pornografie für unterschiedliche sexuelle Ausrichtungen und Geschmäcker ohne einen speziellen Pornografiebezug sind nicht aufgelistet:
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In der Hardcore-Szene sind in den letzten Jahren einige Filme gedreht worden, die auch heterosexuelle Frauen als Konsumentengruppe ansprechen sollen. Hierbei wird, zum Teil unter weiblicher Regie, weit mehr Wert auf eine sich erst langsam aufbauende und relativ anspruchsvolle Handlung gelegt, wobei zumeist auch auf die üblichen ausführlichen Nahaufnahmen verzichtet wird und speziell die so genannten Facial-Szenen fast völlig fehlen. Für derartige Filme hat sich inzwischen der Begriff Heartcore bzw. HeartCore etabliert.
Als besonders hervorzuheben für dieses noch junge Genre gelten zum Beispiel die unter der Schirmherrschaft von Lars von Trier und seiner dänischen Firma Puzzy Power (Zentropa) gedrehten Filme Pink Prison (deutscher Magma-Titel: Hinter Gittern gevögelt), Constance (im Tabu-Love-Vertrieb; Hauptakteurin in beiden Produktionen ist die Dänin Katja Kean) und All About Anna – A HeartCore Feature. Zitat: „Auch Frauen gucken gern Menschen beim Sex zu. Was sie nicht mögen, sind endlose Nahaufnahmen von rammelnden Körperteilen ohne Geschichte dahinter. Lars von Trier verstand das als Erster und produzierte qualitativ hochwertige Frauenpornos.“[18]
Siehe auch: The Puzzy Power Manifesto
Mit PorYes wurde im Jahr 2009 ein feministisches Gütesiegel für pornografische Filme ins Leben gerufen. Dafür wurde ein detaillierter Katalog von Kriterien für feministische Pornos erarbeitet. Die Mindestanforderungen umfassen sexpositive Darstellungen weiblicher Lust, das Aufzeigen vielfältiger sexueller Ausdrucksweisen und die maßgebliche Mitwirkung von Frauen bei der Filmproduktion.[19] Durch die Initiatorinnen des Gütesiegels wird zweijährlich der PorYes-Award, der Feministische Pornofilmpreis Europa verliehen, mit dem erstmals im Jahr 2009 in Berlin herausragende und den PorYes-Kriterien entsprechende Porno-Produktionen ausgezeichnet wurden.
In Pornos werden heterosexuelle Praktiken meist ohne Kondome durchgeführt. In Schwulenpornos hingegen ist der Gebrauch von Kondomen beim Analverkehr inzwischen die Regel; ungeschützten Verkehr bezeichnet man in diesem Zusammenhang als barebacking (engl. für „ohne Sattel“). Insgesamt verwenden nach einer Studie der Adult Industry Medical Health Care Foundation nur etwa 17 Prozent der Pornodarsteller Kondome.[20][21]
Zwar sind in der Pornobranche regelmäßige HIV-Tests üblich, doch kann es zwölf Wochen oder noch länger dauern, bis eine Infektion nachweisbar ist. Dadurch entsteht eine gefährliche Lücke, in der der Infizierte eine große Zahl seiner wechselnden Sexualpartner anstecken könnte. Die Tests sind verpflichtend, werden aber nicht unbedingt vor jeder neuen Produktion kontrolliert. Somit haben die Darsteller ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV oder anderen Krankheiten wie Hepatitis B, Gonorrhoe, Syphilis oder Chlamydien anzustecken.
Nachdem im Jahr 2004 die Infektion zweier Pornodarsteller in den USA bekannt wurde,[22] erwog das kalifornische Gesundheitsministerium die Einführung einer Kondompflicht für Pornoproduktionen. Die Filmproduzenten reagierten, indem sie auf PCR-Tests wechselten. Diese senken die Nachweisschwelle auf ca. eine Woche nach einer Infektion, sind aber gegenüber den Antikörper-basierten Tests wie Western Blot erheblich teurer.
Durchschnittlichen Pornofilmen kann die eigenpersönliche schöpferische Note durchaus fehlen, wie das OLG Hamburg entschied (Urteil vom 10. Mai 1984):
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