Sexualkunde
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Die Sexualkunde ist die schulische Auseinandersetzung mit Sexualität. Sie wird meist im Rahmen des Biologieunterrichts oder Projekttagen zur sexuellen Aufklärung gelehrt. Dabei werden den Schülern Informationen über den Geschlechtsverkehr, die Geschlechtsorgane und Möglichkeiten der Empfängnisverhütung vermittelt.
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Geschichte
Das Schulbuch „Sexualkunde-Atlas“ wurde am 17. Juni 1969 als bundeseinheitliches Unterrichtsmittel für das neue Fach „Sexualkunde“ an Schulen vorgestellt. Es entstand auf Veranlassung des Bundesgesundheitsministeriums, das Käte Strobel leitete. Während die evangelische Kirche die liberalere Sexualkundeerziehung befürwortet, übten katholische und konservative Kreise heftige Kritik am staatlichen Aufklärungsbestreben.[1] Am 1. Juli lag der Sexualkunde-Atlas in den Buchhandlungen zum Erwerb fürs neue Schuljahr.[2] Schüler sahen beim Vorbeikommen an Kinos in jener Zeit häufiger als zuvor Plakate für Filme der Sexwelle. Die Moral wandelte sich.
In den 1980er Jahren kam mit der AIDS-Prävention das Gebiet der sexuellen Infektionen in den Fokus der Öffentlichkeit und schlug sich auch in den Lehrplänen nieder.
Immer wieder geschieht es, dass insbesondere muslimische Eltern versuchen, ihre Kinder von der Teilnahme am schulischen Sexualkundeunterricht "aus religiösen Gründen" befreien zu lassen. Am 19. Januar 2004 erging hierzu von Seiten des Hamburger Verwaltungsgerichts ein vielbeachtetes Urteil, mit dem ein Antrag zur Befreiung zweier moslemischer Schülerinnen vom Sexualkundeunterricht abgewiesen wurde: "Nach Ansicht der Richter verletzt die Teilnahmepflicht an Aufklärungsstunden im Biologieunterricht weder die Religionsfreiheit der Mädchen noch das Erziehungsrecht ihrer Eltern, wie das Gericht mitteilte. Bei einer reinen Wissensvermittlung werde die weltanschauliche Neutralität gewahrt, argumentierte das Gericht. Zudem habe der Staat ein berechtigtes Interesse, der Entwicklung von "Parallelgesellschaften" entgegenzuwirken. Eine Befreiung von der Sexualkunde aus weltanschaulichen Gründen würde aber nach Ansicht der Richter das "Gefühl einer Andersartigkeit" gerade fördern".[3] Das Urteil wurde u.a. von Sprechern der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) und der "Islamischen Gemeinden Norddeutschlands" begrüßt.
Materialien
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und nichtstaatliche Organisationen wie Pro Familia verfügen über etliche Materialien zur Sexualkunde. Zum Teil werden diese kostenlos an Multiplikatoren verteilt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Welle: Kalenderblatt vom 17. Juni 2009, abgefragt am 17. Juni 2009
- ↑ „Die Zeit“ vom 18. Juli 1969: Sexualkunde-Atlas im Kreuzfeuer, abgefragt am 17. Juni 2009
- ↑ Artikel auf 123recht.net
Weblinks
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