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Significations et usages de Sowjetunion

Définition

⇨ voir la définition de Wikipedia

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Synonymes

Union (n.f.) (Politik)

Bund, Verband

Sowjet- (aff.)

Sowjet-..., sowjetrussisch  (Gesprächs.)

Sowjet-... (adj.)

Sowjet-, sowjetrussisch  (Gesprächs.)

Voir aussi

Union (n.f.)

vereinigen

Sowjetunion (n.)

russisch

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Locutions

Afrikanische Union • Ausschuss des Rates der Europäischen Union • Beitritt zur Europäischen Union • Beziehungen der Union • Beziehungen zwischen den Regionen und der Europäischen Union • Entschließung des Rats der Europäischen Union • Erweiterung der Europäischen Union • Europäische Politische Union • Europäische Union • Grundrechtscharta der Europäischen Union • Interparlamentarische Union • Mitgliedschaft in der Europäischen Union • Rat der Europäischen Union • Strategie der Europäischen Union für die Forstwirtschaft • Vertiefung der Europäischen Union • Vertrag zur Gründung einer Europäischen Union • Vorsitz des Rats der Europäischen Union • internationale Rolle der Union • Übersetzungszentrum für die Einrichtungen der Europäischen Union

Angriff auf die Sowjetunion • Autonomes Gebiet (Sowjetunion) • Die Elektrifizierung der Sowjetunion • Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan • Erste Kosmonautengruppe der Sowjetunion • Feldzug gegen die Sowjetunion • Flagge der Sowjetunion • Fliegerkosmonaut der Sowjetunion • Fußball-Europameisterschaft 1960/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1958/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1962/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1966/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1970/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1982/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1986/Sowjetunion • Fußball-Weltmeisterschaft 1990/Sowjetunion • Fußballpokal der Sowjetunion • Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion • Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, kurzer Lehrgang • Geschichte der Sowjetunion • Geschichte des Fernsehens in der Sowjetunion • Held der Sowjetunion • Hymne der Sowjetunion • Industrialisierung der Sowjetunion • Kandidaten des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion • Kfz-Kennzeichen (Sowjetunion) • Kommunistische Partei der Sowjetunion • Krieg gegen die Sowjetunion • Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945 • Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 • Linke Opposition in der Sowjetunion • Liste der Helden der Sowjetunion • Liste der Marschälle der Sowjetunion • Marschall der Sowjetunion • Militärakademien der Sowjetunion • Nationalhymne der Sowjetunion • Olympische Geschichte der Sowjetunion • Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion • Polnische Streitkräfte in der Sowjetunion • Sanatorium (Sowjetunion) • Sekretariat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion • Sowjetunion (Zeitschrift) • Staatswappen der Sowjetunion • Streitkräfte der Sowjetunion • Vaterländischer Verdienstorden (Sowjetunion) • Verfassung der Sowjetunion • Verlag der Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion • Verratene Revolution. Was ist die Sowjetunion und wohin treibt sie? • Verschleppung der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion • Verteidigungsrat der Sowjetunion • Wissenschaft in der Sowjetunion • Zensur in der Sowjetunion • Überfall auf die Sowjetunion

Dictionnaire analogique

Union (n.) [Politik]


Union (n.)

Einswerdung[ClasseHyper.]


Union (n.)

Geschehen[Hyper.]


Wikipedia

Unión

                   

Unión steht für:

Siehe auch:

Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe.
   
               

Sowjetunion

                   
Dieser Artikel behandelt den Staat Sowjetunion. Für die gleichnamige Zeitschrift siehe Sowjetunion (Zeitschrift).
Союз Советских Социалистических Республик
Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
Flagge der Sowjetunion
Staatswappen der Sowjetunion
Flagge Wappen
Wahlspruch: Пролетарии всех стран, соединяйтесь! (Transkription: Proletarii wsech stran, sojedinjaites!)
Deutsch: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!
Amtssprache Russisch (in jeder Sowjetrepublik zusätzlich die jeweilige Nationalsprache: Armenisch, Aserbaidschanisch, Estnisch, Georgisch, Kasachisch, Kirgisisch, Lettisch, Litauisch, Moldauisch (Rumänisch), Tadschikisch, Turkmenisch, Ukrainisch, Usbekisch und Weißrussisch sowie andere Nationalsprachen in den autonomen Republiken)
Hauptstadt Moskau (seit 12. März 1918 Hauptstadt von Sowjetrussland, später RSFSR, ab 30. Dezember 1922 Hauptstadt der UdSSR)
Staatsform (formale) Räterepublik
Staatsoberhaupt Staatsoberhäupter der UdSSR
Regierungschef Regierungschefs der UdSSR
Fläche 22.402.223 km²
Einwohnerzahl 290.100.023 (1991)
Bevölkerungsdichte 13 Einwohner pro km²
Währung 1 Rubel = 100 Kopeken

ISO 4217 Code = SUR

Währungskurs zum Dollar[1]
1930 1 Rubel = 0,51 Dollar
1938 1 Rubel = 0,19 Dollar
1950 1 Rubel = 0,25 Dollar
1961 1 Rubel = 1,11 Dollar
1973 1 Rubel = 1,33 Dollar

Gründung 30. Dezember 1922, aus:
Sowjetrussland
Ukrainischer SSR
Weißrussischer SSR
Transkaukasischer SFSR
Auflösung Völkerrechtliche Auflösung durch Beschluss des Obersten Sowjets der UdSSR am 26. Dezember 1991
Nationalhymne Die Internationale (1922–1944)
Gimn Sowjetskowo Sojusa (1944–1991)
Nationalfeiertag 9. Mai Tag des Sieges
7. Oktober Tag der Verfassung
7. November Tag der Oktoberrevolution
Zeitzone UTC +02:00 bis +12:00
Kfz-Kennzeichen SU
Internet-TLD .su heute für Russland reserviert
Telefonvorwahl +7 heute von Russland verwendet
Staatsgebiet der Sowjetunion
Staatsgebiet der Sowjetunion

Die Sowjetunion (kurz SU, vollständige amtliche Bezeichnung: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR, russisch Союз Советских Социалистических Республик (СССР)/Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (SSSR) anhören?/i) war ein zentralistisch regierter, föderativer Einparteienstaat, dessen Territorium sich über Osteuropa und den Kaukasus bis nach Zentral- und das gesamte Nordasien erstreckte. Sie wurde am 30. Dezember 1922 gegründet und durch die Alma-Ata-Deklaration am 21. Dezember 1991 als Union aufgelöst. Die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten in internationalen Organisationen werden seitdem von der Russischen Föderation wahrgenommen.

Das Kerngebiet (mit 78 % der Fläche 1990) bestand aus der Russischen Sowjetrepublik (RSFSR), die im Zuge der Oktoberrevolution am 7. November 1917 aus dem Kern des Zarenreiches hervorgegangen war und auf welche als unabhängige Russische Föderation nach der Auflösung der Union deren „Verbindungsfaden mit der Außenwelt übergegangen ist“.[2] Die RSFSR hatte zuvor – anders als die übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken – ihrerseits keine Unabhängigkeitserklärung abgegeben,[3] was nicht mit der „Deklaration der staatlichen Souveränität“ der Russischen Föderation vom 12. Juni 1990, der heute als „Tag Russlands“ gefeiert wird, zu verwechseln ist.

Wegen der Dominanz der Russischen Sowjetrepublik wurde die Sowjetunion in den westlichen Ländern sprachlich oft mit Russland gleichgesetzt (sogenanntes Sowjetrussland). Die Sowjetbürger wurden verallgemeinernd fälschlich als „Russen“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

  Geographie

Ihre größte Ausdehnung, welche sie auch bis zu ihrem Ende beibehielt, erlangte die Union im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mit der Einverleibung der baltischen Länder (Estland, Lettland, Litauen), Bessarabiens, Tuwas, des nördlichen Teils Ostpreußens sowie finnischer, polnischer, tschechoslowakischer und japanischer Gebiete. Die Sowjetunion war damit (abgesehen vom Russischen Reich vor 1917, zu dem auch Finnland, Polen und die Nordost-Türkei gehörten) in der jüngeren Geschichte der Menschheit der Staat mit dem größten zusammenhängenden Hoheitsgebiet. Sie gehörte zu den größten Herrschaftsräumen der Geschichte.

Die Sowjetunion grenzte nach 1945 an zwölf Nachbarstaaten: im Westen an Rumänien (1.208 Kilometer), Ungarn (103 Kilometer), die Tschechoslowakei (97 Kilometer), Polen (1.258 Kilometer), die Ostsee, Finnland (1.340 Kilometer) und Norwegen (196 Kilometer); im Norden an die Barentssee, die Karasee, die Laptewsee sowie an die Ostsibirische See; im Osten an das Ochotskische Meer, das Beringmeer sowie an den Pazifischen Ozean; im Süden an Nordkorea (19 Kilometer), die Volksrepublik China (6.513 Kilometer), die Mongolei (3.485 Kilometer), Afghanistan (2.264 Kilometer), den Iran (2.013 Kilometer), die Türkei (529 Kilometer) und das Schwarze Meer. Die UdSSR hatte zusammen eine Landesgrenze von insgesamt 19.025 Kilometern Länge und damit etwa 1.000 Kilometer weniger als das deutlich kleinere Russland 2008.

Das Territorium der UdSSR umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast ein Sechstel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000 Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5.000 Kilometern. Die Sowjetunion berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.

  Physische Karte der Sowjetunion

Auf ihrem Territorium verfügte die Sowjetunion über Kohle und Eisenerz als mineralische Rohstoffe, Erdöl und Erdgas als Energieträger und Rohstoffe der petrochemischen Industrie, Bunt- und Edelmetalle, Wasserkraft und landwirtschaftlich nutzbare Böden, darunter die fruchtbaren Schwarzerdeböden der Ukraine. Damit verfügte das Land über alle natürlichen Ressourcen, die eine industrialisierte Volkswirtschaft braucht.

Die naturräumlichen Gliederung der Sowjetunion spannte sich von den Gebieten ewigen Eises im Norden bis zu den Wüstengebieten in Zentralasien. Dabei machte der Anteil von Eiswüste und Tundra im Norden acht Prozent der Gesamtfläche, der Anteil der Wüste und Halbwüste im Süden zehn Prozent der Gesamtfläche, der der Waldgebiete 30 Prozent aus.

Fast die Hälfte des Gebiets der Sowjetunion war Dauerfrostboden, der im Sommer nur kurz und relativ flach auftaut. Dadurch war die Siedlung mit dem Bau von Häusern, der Anlage der Wasserversorgung und der Errichtung einer klimageeigneten Infrastruktur aufwendig, teuer und schwierig. 27 Prozent des Staatsgebietes waren landwirtschaftlich nutzbar. Damit lag der Anteil deutlich unter denen der USA, dessen landwirtschaftliche Nutzfläche 45 Prozent betrug. Der Anteil des Ackerlandes lag bei zehn Prozent (USA: 20 Prozent).

 


  Bevölkerung

  Bevölkerungsentwicklung

Nach dem Stand der letzten Volkszählung von 1988 hatte die Sowjetunion in ihren 15 Unionsrepubliken 286,717 Mio. Einwohner. Die Russische SFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) war sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig die größte, und in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die dominierende Unionsrepublik.

  Entwicklung

Die Anzahl der Einwohner nahm 1939 sprunghaft zu durch Annexion der drei baltischen Staaten und des Moldau-Gebietes sowie aufgrund der Vergrößerung des weißrussischen und ukrainischen Gebietes zu Lasten Polens. Die hohe Anzahl der Kriegsopfer von 1941 bis 1945 war ursächlich für die Verminderung der Einwohnerzahl.

Bevölkerungsentwicklung
Republik 1913 1926 1939 1950 1959 1966 1970 1973 1979 1987 1988/89[4] 1991
Russische SFSR (RSFSR) 89.900* 92.737 108.379 117.534 126.561 130.079 132.151 137.410 145.311 147.386 148.548
Ukrainische SSR 35.210 29.515 40.469 41.869 45.516 47.127 48.243 49.609 51.201 51.704 51.944
Weißrussische SSR 6899 4983 8910 8055 8633 9002 9202 9533 10.078 10.200 10.260
Usbekische SSR 4366 4660 6440 8261 10.581 11.960 12.902 15.389 19.026 19.906 20.708
Kasachische SSR 5565 6037 5990 9154 12.129 12.849 13.705 14.684 16.244 16.538 16.793
Georgische SSR 2601 2677 3540 4044 4548 4686 4838 4993 5266 5449 5464
Aserbaidschanische SSR 2339 2314 3205 3698 4660 5117 5420 6027 6811 7029 7137
Litauische SSR 2880 2711 2986 3128 3234 3392 3641 3690 3728
Moldauische SSR 2056 242 2452 2290 2885 3368 3569 3721 3950 4185 4341 4366
Lettische SSR 1885 2093 2262 2364 2430 2503 2647 2681 2681
Kirgisische SSR 864 1002 1458 2066 2652 2933 3145 3523 4143 4291 4422
Tadschikische SSR 1034 1032 1484 1981 2579 2900 3194 3806 4807 5112 5358
Armenische SSR 1000 881 1282 1763 2194 2492 2672 3037 3412 3283 3376
Turkmenische SSR 1042 998 1252 1516 1914 2159 2364 2765 3361 3534 3576
Estnische SSR 1052 1197 1285 1356 1405 1465 1556 1573 1582
Insgesamt 159.200 147.028 190.678 178.500 208.827 231.868 241.720 248.626 262.085 281.689 286.717 289.943

*) Bevölkerungszahlen in 1000[5]

  Religion

Die Staatsdoktrin der Sowjetunion war atheistisch. Die Ausübung der Religion war zeitweise verboten oder unterlag umfangreichen staatlichen Einschränkungen, so gab es z. B. Gesetze gegen das öffentliche Singen religiöser Lieder.

Gehörten um 1920 noch etwa 90 % der Russen der Russisch-Orthodoxen Kirche an, so sank die Zahl bis 1940 auf unter 30 %. Viele Gläubige waren Repressalien ausgesetzt, wurden gefoltert, erschossen oder nach Sibirien verbannt.

Unter der Führung Lenins wurden von der Sowjetregierung Dekrete und Gesetze („Dekret über die Gewissensfreiheit, die kirchlichen und religiösen Vereinigungen“ vom Januar/Februar 1918 sowie Liquidierungsgesetz vom 27. Juli 1918, vorgelegt vom Volkskommissar für Justiz Pjotr Stutschka) erlassen, die auf dem Papier Religionsfreiheit gewährten, dabei aber die Kirchen enteigneten. Tatsächlich wurden die Kirchen als Vertreter der alten Ordnung und ihre Anhänger als Konterrevolutionäre gesehen. In der Folge kam es zu Massenhinrichtungen von Priestern der Russisch-Orthodoxen Kirche.[6][7][8]

Unter Josef Stalin wurden tausende Priester in Arbeitslager (Gulag) deportiert. Ebenso wurden in Zentralasiatischen Republiken, wo mehrheitlich Muslime lebten, die meisten Moscheen geschlossen und die Religionsausübung ebenfalls verboten.

In Sibirien, vor allem südlich des Baikalsees, leben außerdem zahlreiche Buddhisten. Auch große Teile der koreanischen Minderheit bekannten sich zum Buddhismus.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die strenge staatliche antireligiöse Haltung etwas gelockert. Einige Bischöfe und Priester wurden aus der Haft entlassen. Es wurden einige geistliche Hochschulen sowie Kirchen und Klöster wieder geöffnet. Nach der Machtübernahme von Nikita Chruschtschow wurde eine neue Welle des antireligiösen Kampfes ausgelöst. Chruschtschow versprach, den letzten Priester der Sowjetunion bald im Fernsehen zu zeigen. Unter Michail Gorbatschow in den späten 1980er Jahren wurde die staatliche Haltung wieder etwas lockerer, bis schließlich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Religionsfreiheit kam.

  Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Sowjetunion

  1917 bis 1922: Oktoberrevolution und Bürgerkrieg

  Wladimir Iljitsch Lenin

Die Führung des zaristischen Russlands wurde mit der Februarrevolution 1917 entmachtet. Die wenige Monate später von den Bolschewiki unter der Führung von Lenin initiierte Oktoberrevolution führte zur Ausrufung der „Russischen Sowjetrepublik“. Nach dem Sieg der Bolschewiki im Russischen Bürgerkrieg wurde im Dezember 1922 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz Sowjetunion) gegründet, die einen Großteil der Territorien des zerfallenen Russischen Reiches wieder zu einem Staat vereinte. In der Sowjetunion wurde eine zentralwirtschaftliche nachholende Industrialisierung durchgeführt. Ein vorher in vielen Bereichen rückständiges Bauernland, in dem zum Teil mittelalterliche, feudale Produktionsverhältnisse herrschten, sollte innerhalb von 20 Jahren zu einer Industriemacht und zum militärischen Ausgangspunkt der Weltrevolution umgestaltet werden. Dies geschah durch den forcierten, in seiner Ausführung berserkerartigen Aufbau der Schwerindustrie von 1928 an. Die ideologische Macht der Partei sollte durch umfassende Alphabetisierungskampagnen unter der Bevölkerung gefestigt werden.

Durch die Bekämpfung ihrer Gegner („Konterrevolutionäre“) während der Revolution und des nachfolgenden Bürgerkrieges (1917–1921) entstand eine katastrophale wirtschaftliche Lage. 1921 wurde eine Neue Ökonomische Politik (NEP) eingeführt, die eine Reihe marktwirtschaftlicher Zugeständnisse enthielt.

  1924 bis 1939: Stalinscher Terror

  Josef Wissarionowitsch Stalin auf einer DDR-Briefmarke

Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin, seit 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei, gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror von 1926 bis 1927 gegen seine Widersacher von „links“ (Leo Trotzki, Grigori Sinowjew und Lew Kamenew) und von 1929 bis 1930 gegen die von „rechts“ (u. a. Nikolai Bucharin) sowie jeden, der im Verdacht stand, mit ihnen zu sympathisieren.

Ab 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahrplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert; Sowchosen und Kolchosen wurden gebildet. Der Widerstand der reicheren und mittleren Bauern, als „Kulaken“ diffamiert, wurde von 1929 bis 1933 in der sogenannten Entkulakisierung durch vielfältige Repressionen wie Verhaftungen, Enteignungen, Massendeportationen und Exekutionen rücksichtslos gebrochen. Die Folgen einer riesigen Hungersnot an der Wolga, in der Ukraine und im ganzen Land kostete mehreren Millionen Menschen das Leben; genaue Opferzahlen sind nicht bekannt.

Seit 1935 eskalierte Stalin die Verfolgungen und Deportationen von Bürgern, die dem System scheinbar oder tatsächlich im Wege standen. Durch die „Stalinschen Säuberungen“ (russisch „Tschistki“) von 1936 bis 1940 wurde ein systematischer Terror gegen die Menschen betrieben, die angeblich gegen das kommunistische Regime Stalins konspirierten. Die Säuberungsaktionen waren oft als gerichtliche Verfolgung getarnt und durch unter Folter erpresste Geständnisse begründet (Schauprozess). Es wurden ganze Völker der Sowjetunion, ethnische Minderheiten, in Arbeitslager (Gulag) deportiert. „Kulaken“, Priester und Mönche, kirchliche Laien, Großteile der militärischen Führungsspitze, führende Mitglieder der Partei und selbst Angehörige der Opfer wurden ermordet.

Das antikommunistische Schwarzbuch des Kommunismus gibt bis zu 20 Millionen Opfer für diese Zeit an.

  1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg

  Gedenkstätte für die Blockade von Leningrad (heute St. Petersburg)
  Zweiter Weltkrieg – der Krieg in der Sowjetunion 1941 bis 1942

Am 1. September 1939 begann mit dem Polenfeldzug durch das Deutsche Reich der Zweite Weltkrieg. Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee in Polen ein. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (dem sogenannten „Hitler-Stalin-Pakt“) besetzte die Sowjetunion nach der Niederlage Polens die Osthälfte Polens mit der Begründung, die Völker der Weißrussen und Ukrainer gegen eine deutsche Bedrohung schützen zu wollen. Am 28. September 1939 jedoch schloss die Sowjetunion bereits mit dem Deutschen Reich einen Grenz- und Freundschaftsvertrag und am 10. Februar 1940 ein Wirtschaftsabkommen ab. Die Gründe für den Hitler-Stalin-Pakt sind in der Geschichtsforschung umstritten (Einfluss in Osteuropa, Absicherung gegen einen Angriff Deutschlands).

Ab dem 30. November 1939 führte die Sowjetunion Krieg gegen Finnland, das Teile seines Staatsgebietes in Karelien abtreten musste; die Karelo-Finnische Sozialistische Sowjetrepublik entstand. Die Sowjetunion wurde aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Im Juni 1940 annektierte sie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie die rumänischen Gebiete Bessarabien (das spätere Moldawien) und die Bukowina.

Unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ begann die Wehrmacht am 22. Juni 1941 den Krieg gegen die Sowjetunion, der im russischen Geschichtsbewusstsein als „Großer Vaterländischer Krieg“ bezeichnet wird. Am 24. August 1941 besetzte die Sowjetunion zusammen mit Großbritannien das bis dahin neutrale Persien. Trotz wechselseitigem Misstrauen wurde in den Konferenzen von Teheran und Jalta auch formell eine Koalition zwischen der UdSSR, Großbritannien und der USA gegen Deutschland erreicht.

Im Kampf gegen die Wehrmacht trug die Sowjetunion die Hauptlast. Sie ging aus dem Zweiten Weltkrieg kriegsverwüstet und geschwächt, jedoch auch als Sieger- und Weltmacht hervor. In der Potsdamer Konferenz versuchten sich die Siegermächte in Europa auf eine Nachkriegsordnung zu einigen, was jedoch nur zum Teil gelang. Die Koalition zerbrach am gegenseitigen Misstrauen und aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen, der Ost-West-Konflikt – der Kalte Krieg – begann.

  1945 bis 1985: Kalter Krieg

  Nikita Chruschtschow (rechts) mit Richard Nixon (Kreml, Moskau im Juli 1959)
  Leonid Iljitsch Breschnew (1974 in Wladiwostok)
  Sowjetische Briefmarke von 1981, auf der linken Seite Lenin, auf der rechten Seite Breschnew-Zitat

Nach dem Zweiten Weltkrieg sicherte die Sowjetunion den gewonnenen territorialen Machtbereich. Das im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarte sowjetische Interessengebiet in Ostpolen sowie das gesamte Baltikum schloss die UdSSR dauerhaft ihrem Staatsgebiet an. Albanien (1948–1961), Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete DDR gerieten in den Machteinfluss der Sowjetunion und wurden als Satellitenstaaten kommunistisch regierte „Volksdemokratien“.

1953, nach Stalins Tod, wurde Nikita Chruschtschow Erster Sekretär der KPdSU. 1956, auf dem XX. Parteitag der KPdSU sprach er sich in einer Geheimrede gegen den Stalinismus aus. Er versuchte eine Wende in der sowjetischen Politik mit einer vorsichtigen Liberalisierung („Tauwetter-Periode") zu erreichen. Der Ungarische Volksaufstand wurde jedoch 1956 von der Roten Armee blutig niedergeschlagen.

Trotz intensiverer diplomatischer Kontakte zu den USA ging der Kalte Krieg weiter. Die Mitgliedstaaten von NATO und Warschauer Pakt rüsteten unvermindert gegeneinander auf. Die Kuba-Krise von 1962 brachte die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Auf Druck der USA zog Chruschtschow die zur Stationierung auf der Karibikinsel vorgesehenen Atomraketen ab und verhinderte die drohende Eskalation.

Im Herbst 1957 begann die prestigeträchtige „Eroberung des Weltalls“: mit Sputnik 1 wurde der erste künstliche Satellit in die Erdumlaufbahn gebracht und noch im gleichen Jahr gelang es den sowjetischen Wissenschaftlern, mit dem Hund Laika das erste Lebewesen in den Weltraum zu befördern. 1961 glückte Juri Gagarin mit Wostok 1 der erste Flug eines Menschen in das Weltall.

1964 wurde Chruschtschow durch den konservativen Leonid Breschnew als Erster Sekretär (1966 Generalsekretär) ersetzt. Reformversuchen in anderen kommunistischen Staaten widersetzte sich das Regime vehement. 1968 wurde mit dem Einmarsch von Panzern der Warschauer-Pakt-Staaten die Freiheitsbewegung des Prager Frühling in der Tschechoslowakei niedergeschlagen. Auch die Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen 1980 (Niederschlagung der Reformbewegung der Gewerkschaft Solidarność) geschah unter dem Druck Moskaus. Die UdSSR unterzeichnete jedoch 1975 das KSZE-Abkommen.

1979 eskalierte mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen (bis zu 100.000 Soldaten) der Bürgerkrieg in Afghanistan; es entstand eine neue weltpolitische Krisenzone. Das Land wurde verwüstet, seine Infrastruktur zerstört. Durch die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Mudschaheddin wurden große Flüchtlingswellen ausgelöst; ca. 1,2 Millionen afghanische Todesopfer und ca. fünf Millionen Flüchtlinge waren die Folge. Afghanistans Staatspräsident Mohammed Nadschibullah setzte 1986 auf einen Kurs der nationalen Versöhnung. Michail Gorbatschow hielt das sowjetische Engagement in Afghanistan für zu kostspielig und verlustreich. 1988 bis 1989 wurden die sowjetischen Truppen abgezogen. Die siegreichen Mudschaheddin, von den US-amerikanischen und pakistanischen Geheimdiensten CIA und ISI organisiert und ausgerüstet, übernahmen die Macht, um sich erneut in bürgerkriegsähnliche Kämpfe zu verstricken. In dieser Lage konnten sich die radikal-islamischen Taliban von Pakistan aus in einem raschen Vorstoß in weiten Teilen des Landes durchsetzen und errichteten Mitte der 1990er einen islamischen Gottesstaat.

  1985 bis 1991: Reformen und Auflösung der Sowjetunion

  Michail Gorbatschow (2007)

Die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion zeigte seit Anfang der achtziger Jahre einschneidende Wachstumsrückgänge. Ab 1985 wurden vom neu gewählten Generalsekretär Michail Gorbatschow erste Reformen eingeleitet. Durch Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus reformiert werden und zu neuem, kritischen Denken führen. Dadurch wurden die Probleme des Systems offen zutage getreten, deren öffentliche Diskussion die Position der Zentralregierung schwächte. Die Entwicklung verselbstständigte sich und entglitt zunehmend der Kontrolle der Partei, die nicht reagieren konnte, da dem damit einsetzenden Demokratisierungsprozess der institutionelle Rahmen fehlte. Außenpolitisch wurde eine umfassende Politik der Entspannung und Abrüstung eingeleitet. Die von Gorbatschow initiierten Reformen brachten keine Wachstumssteigerung. Weder konnte die Weiterentwicklung der Industrie in großen Kombinaten gefördert werden, noch zogen die wachsenden Investitionsanteile des Agrarsektors eine bessere Lebensmittelversorgung der Bevölkerung nach sich. Die zunehmende Wirtschaftskorruption entzogen der Staatswirtschaft wichtige Ressourcen.

Die durch die politischen und wirtschaftlichen Umbrüche entstandenen Unsicherheit wurden durch natürliche (vgl. Erdbeben von Spitak am 7. Dezember 1988) und technogene Katastrophen verstärkt. 1986 ereignete sich in der Ukraine mit der Katastrophe von Tschernobyl eine schwere nukleare Havarie. Dies zeigte, dass die entwickelten Technologien unter den gegebenen sozio-ökonomischen Bedingungen nicht mehr ausreichend beherrschbar waren. Dazu kamen schleichende Umweltbelastungen, die zur Destabilisierung beitrugen:

  • Die Austrocknung des Aralsees,
  • die flächenhafte Boden- und Vegetationskontamination durch auslaufendes Erdöl in Westsibirien und die
  • Luftverschmutzung über allen großen Industriestädten.

Im Nationalitätengefüge der Sowjetunion entstanden ebenso Destabilisierungen. Im Dezember 1986 kam es erstmals nach der Ära Breschnew zu schweren ethnischen Konflikten (vgl. Scheltoksan-Unruhen), als der kasachische Parteichef Dinmuchamed Kunajew infolge eines gravierenden Korruptionsverdachts durch den von Moskau an die Spitze Kasachstans gesetzten Russen Gennadi Wassiljewitsch Kolbin ersetzt wurde. Anfang 1988 begann der armenisch-aserbaidschanische Bergkarabachkonflikt, aus der sich der erste Krieg zwischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion entwickelte. Es folgten innerhalb kurzer Zeit die Entstehung einer Vielzahl von neuen Nationalitätenkonflikten innerhalb der Sowjetunion.

Der Bruch der Randstaaten der Sowjetunion mit dem Moskauer Zentrum ging weniger vom Volk der in Vielzahl entstandenen kleinräumigen Krisenzentren aus, sondern von den politischen Führungen der Unionsrepubliken. Es waren die sich auf ihre nationale Identität berufenden baltischen Republiken, die den Anfang machten. 1990 und 1991 erklärten Litauen, Lettland und Estland ihre Unabhängigkeit. Am 19. August 1991, einen Tag bevor Gorbatschow und eine Gruppe der Staatenführer der Republiken einen neuen Unionsvertrag unterzeichnen wollten, versuchte eine Gruppe hoher Funktionäre die Macht in Moskau zu ergreifen. Bereits am 21. August war der Putsch am Widerstand der Bevölkerung unter Führung von Boris Jelzin gescheitert. Durch den Augustputsch war die Sowjetunion endgültig zerfallen. Die offizielle Auflösung erfolgte jedoch erst zum 26. Dezember 1991, dem Tag der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden zum Abkommen von Alma-Ata, durch Beschluss des Obersten Sowjets (wobei selbst unter den einzelnen Nachfolgerepubliken der ehemaligen UdSSR hierbei Uneinigkeit besteht),[9] womit zum 31. Dezember 1991 die Existenz der Sowjetunion offiziell endete.

Nach dem Putsch wurde die KPdSU durch Dekret verboten. Jelzin übernahm die Kontrolle über die Medien und die Schlüsselministerien. Gorbatschow trat als Generalsekretär der KPdSU zurück, blieb jedoch bis zum 25. Dezember 1991 Staatspräsident, als er die Amtsgeschäfte an den Präsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin, übergab. Am Abend wurde die rote Flagge der Sowjetunion mit Hammer und Sichel vom Dach des Hauses des Ministerrates im Moskauer Kreml eingeholt und die weiß-blau-rote Flagge Russlands aufgezogen.[10][11] Die Unionsrepubliken erklärten ihre Unabhängigkeit von der UdSSR. Schließlich beschlossen elf von ihnen – die baltischen Staaten und Georgien waren nicht zugegen – am 21. Dezember 1991 in Alma-Ata die Auflösung der Union (Alma-Ata-Deklaration). Die Sowjetunion ging damit durch Dismembration ihrer bis dahin noch vorhandenen Gliedrepubliken unter, während diese als Nachfolgestaaten des sowjetischen Völkerrechtssubjekts uno actu den Status völkerrechtsunmittelbarer Staaten erlangten. Die ehemaligen Unionsrepubliken schlossen sich daraufhin in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen. Gleichwohl aber erklärte sich die Russische Föderation, die wiederum völkerrechtlich identisch zur RSFSR ist,[12] ausdrücklich zum „Fortsetzerstaat“[13] der UdSSR, was die Übernahme aller völkerrechtlichen Rechte und Pflichten einbezog – einschließlich des sowjetischen Sitzes im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – und von ihr in weiteren außenpolitischen wie innerstaatlichen Rechtsakten und Erklärungen immer wieder bestätigt worden ist. Unter breiter Zustimmung blieben somit völkerrechtliche Verträge mit dritten Staaten weiterhin in Kraft.[14]

  Politik

  Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau am 18. September 1990

  System

  Verfassung

Hauptartikel: Verfassungen der UdSSR

Zum ersten Mal wurde 1923 in der gesamten Sowjetunion eine Verfassung erarbeitet, die Sowjetische Verfassung von 1924. Diese wurde 1936 durch die Stalin-Verfassung abgelöst.

Formal war die Sowjetunion ein föderalistischer Staatenbund von Teilstaaten (Unionsrepubliken); faktisch war sie ein zentralistisch regierter und von der Russischen SFSR dominierter Staat. Nominell wurde sie demokratisch durch Räte (russisch Совет/Sowjet) beziehungsweise das Parlament regiert. Die tatsächliche Macht lag aber stets bei der Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die das Land besonders unter Stalin totalitär, später eher autoritär-diktatorisch regierte. Gegen Ende der UdSSR unternahm Michail Gorbatschow unter den Stichworten Glasnost und Perestroika Anstrengungen, tatsächliche demokratische Institutionen einzuführen.

Die Regierung der Sowjetunion war nicht nur für die Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Landes zuständig, sondern verwaltete auch die Wirtschaft. Die grundlegenden politischen Entscheidungen wurden von der wichtigsten politischen Institution des Landes, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) getroffen.

In den späten 1980ern war der formale Aufbau des Staates ähnlich wie bei westlichen politischen Systemen organisiert. So setzte eine Verfassung alle Staatsorgane ein und garantierte den Bürgern eine Reihe von politischen Rechten und Bürgerrechten. Eine legislative Gewalt, der Kongress der Volksbeauftragten und ein ständiger legislativer Rat, der Oberste Sowjet, als Volksvertretung repräsentierten die Souveränität des Volkes. Der Oberste Sowjet wählte das Präsidium, dessen Vorsitzender auch als Staatsoberhaupt fungierte und überwachte den Rat der Volkskommissare, später der Ministerrat, der als die exekutive Gewalt agierte. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, dessen Wahl von der Legislative bestätigt werden musste, war der Regierungschef. Eine verfassungsbasierte Judikative wurde durch ein System von Gerichtshöfen, dessen oberster der Oberste Gerichtshof war, repräsentiert. Der Oberste Gerichtshof war verantwortlich für die Überwachung der Gesetzmäßigkeit der Regierungsinstitutionen. Nach der Verfassung von 1977 hatte das Land eine föderale Struktur, die den einzelnen Teilrepubliken bestimmte souveräne Rechte (z. B. die Entscheidung über Minderheitenpolitik) zusprach.

In der Praxis jedoch wurden viele der Aufgaben der einzelnen Regierungsinstitutionen von der einzigen erlaubten Partei, der KPdSU, wahrgenommen. Die eigentlichen Grundlagen- und Richtlinienentscheidungen wurden von der Partei getroffen und von der Regierung übernommen, die eher die Entscheidungen der Partei ratifizierte als selbst Gesetze beschloss. Eine Reihe verschiedener Mechanismen sorgte dafür, dass die Regierung die Entscheidungen der Partei mittrug. Zwar konnten die Bürger der Sowjetunion sich bei allen Wahlen entscheiden, welchen Kandidaten sie wählten, aber da alle Kandidaten der KPdSU angehören mussten und von der Partei aufgestellt wurden, konnte die Kommunistische Partei alle wichtigen Positionen in der Regierung mit Personen setzen, die der Parteiführung gegenüber loyal waren. Die Personen in Regierungsämtern wurden strikt von der KPdSU überwacht, um zu verhindern, dass sie von der offiziellen Linie abwichen.

Die Hauptaufgabe der Exekutive, des Ministerrats, war die Verwaltung der Wirtschaft. Der Ministerrat war über die gesamte Zeit seines Bestehens mit der Kommunistischen Partei gegenüber loyalen Politikern besetzt, der Vorsitzende des Ministerrats war immer auch ein Mitglied des Politbüros, der zentralen Entscheidungsinstanz der KPdSU. Oft war es auch der Generalsekretär der Partei selbst. Der Vorsitzende hatte eine dominante Stellung gegenüber den anderen Ministern.

Nach der Verfassung von 1978 war das höchste legislative Gremium der Sowjetunion der Kongress der Volksdeputierten. Die wichtigste Aufgabe des Kongresses war die Wahl einer kleineren, ständigen legislativen Versammlung, des Obersten Sowjets mit seinem Vorsitzenden, der gleichzeitig Staatsoberhaupt war. Obwohl der Kongress der Volksbeauftragten theoretisch allein das Recht hatte, Gesetze zu beschließen, trat er nur selten zusammen, um Gesetzesentwürfen der Partei, des Ministerrats und des Obersten Sowjets zuzustimmen. Der Oberste Sowjet hatte das Recht, die geltenden Gesetze der Sowjetunion zu interpretieren und zusammen mit dem Ministerrat Dekrete zu beschließen, falls es in den bestehenden Gesetzen Unklarheiten gab.

Das Rechtssystem unterschied sich von dem in westlichen Staaten gepflegten. Statt dass ein Verteidiger und ein Staatsanwalt für bzw. gegen den Angeklagten argumentierten, arbeitete der Richter mit dem Staatsanwalt und dem Verteidiger zusammen. Dies sollte im Verständnis der Sowjetunion sicherstellen, dass die Prozesse die Wahrheit zu Tage förderten. Gleichzeitig öffnete diese Regelung dem Rechtsmissbrauch Tür und Tor.

  Partei

(KPdSU)

Die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) war als einzige Partei die politische Führung des Landes.

Sie wurde 1918 nach der Oktoberrevolution von Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) in Kommunistische Partei Russlands (KPR (B) bzw. RKP(b)) umbenannt. 1925 erhielt sie den Namen Kommunistische Allunions-Partei (WKP(b)). 1952 wurde die Partei in Kommunistische Partei der Sowjetunion umbenannt.

  Organisationen
  • Die Parteitage der KPdSU (I. bis XXVIII. Parteitag) waren das oberste Organ der KPdSU.
  • Das Zentralkomitee der KPdSU (ZK) sollte gemäß den Statuten die Partei führen, verlor unter Stalin vollkommen seine Macht.
  • Das Sekretariat des Zentralkomitees leitete die laufende Arbeit des ZKs. Es war das Machtzentrum der Partei.
  • Das Politbüro (von 1952 bis 1966 Präsidium genannt) wurde vom ZK gewählt. Es war Führungsgremium der Partei und somit des Staates.
  • Der Generalsekretär, zeitweise von 1952 bis 1964 auch als Erster Sekretär bezeichnet, war der Parteiführer und zur Stalinzeit der unumschränkte Machtinhaber von Partei und Staat.
  Parteiführer

Die Parteiführer der Bolschewiki der SDAPR bis 1918, dann der Kommunistischen Partei Russlands (B) (1918–1925) bzw. der KPdSU bis 1991, waren nach dem Verständnis der Partei und des Staates die eigentlichen Machthaber der Sowjetunion:

Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Bundesarchiv Bild 183-71043-0003, Wladimir Iljitsch Lenin.jpg Wladimir Iljitsch Lenin* 17. November 1903 21. Januar 1924
StalinPortrait.jpg Josef Wissarionowitsch Stalin 3. April 1922 5. März 1953
Malenkow.jpg Georgi Maximilianowitsch Malenkow 5. März 1953 13. März 1953
Nikita Khruchchev Colour.jpg Nikita Sergejewitsch Chruschtschow 7. September 1953 14. Oktober 1964
Brezhnev 1973.jpg Leonid Iljitsch Breschnew 14. Oktober 1964 10. November 1982
Yuri Andrópov (Bundesarchiv).jpg Juri Wladimirowitsch Andropow 12. November 1982 9. Februar 1984
Konstantin Chernenko1.jpg Konstantin Ustinowitsch Tschernenko 13. Februar 1984 10. März 1985
Mikhail Gorbachev 1987 b.jpg Michail Sergejewitsch Gorbatschow 11. März 1985 24. August 1991

* Lenin war lediglich informell Oberhaupt der Kommunistischen Partei; 1922/24 bis 1953 und 1966 bis 1991 lautete die Amtsbezeichnung Generalsekretär; 1953 bis 1966 Erster Sekretär.

  Staatsführung

  Staatsoberhaupt

Die Staatsoberhäupter der Sowjetunion (bis 1922 Sowjetrussland) hatten bis 1990 nur ein rein repräsentatives Amt wahrzunehmen. 1922–1938: Vorsitzender des Zentralen Exekutivkomitees, 1938–1946: Unionsältester, 1946–1989: Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets, 1989–1990: Vorsitzender des Obersten Sowjets, 1990–1991: Staatspräsident

Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
1918 Lev Kamenev.jpg Lew Borissowitsch Kamenew 9. November 1917 21. November 1917
YakovSverdlov.jpg Jakow Michailowitsch Swerdlow 21. November 1917 16. März 1919
Michail Iwanowitsch Kalinin 30. März 1919 19. März 1946
NikolayShvernik.jpg Nikolai Michailowitsch Schwernik 19. März 1946 15. März 1953
Klim voroshilov.JPG Kliment Jefremowitsch Woroschilow 15. März 1953 7. Mai 1960
Brezhnev 1973.jpg Leonid Iljitsch Breschnew 7. Mai 1960 15. Juli 1964
Анастас Иванович Микоян.jpg Anastas Hovhannessi Mikojan 15. Juli 1964 9. Dezember 1965
Nikolai Podgorny Bundesarchiv cropped.JPG Nikolai Wiktorowitsch Podgorny 9. Dezember 1965 16. Juni 1977
Brezhnev 1973.jpg Leonid Iljitsch Breschnew 16. Juni 1977 10. November 1982
Yuri Andrópov (Bundesarchiv).jpg Juri Wladimirowitsch Andropow 16. Juni 1983 9. Februar 1984
Konstantin Chernenko1.jpg Konstantin Ustinowitsch Tschernenko 11. April 1984 10. März 1985
Andrej Gromyko 1967.png Andrei Andrejewitsch Gromyko 2. Juli 1985 1. Oktober 1988
Mikhail Gorbachev 1987 b.jpg Michail Sergejewitsch Gorbatschow 1. Oktober 1988 25. Dezember 1991

  Ministerrat

Hauptartikel: Ministerrat der UdSSR

Der Ministerrat der UdSSR war die Regierung der Sowjetunion. Die Regierung hieß ab 1917 Rat der Volkskommissare und wurde in der Stalinzeit 1946 in Ministerrat umbenannt.

Der Ministerrat bestand aus dem Vorsitzenden (zumeist als Ministerpräsident benannt), dem oder den Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden, den Stellvertretenden Vorsitzenden, den Ministern, den Vorsitzenden von Kommissionen, Komitees oder Leitern von Ämtern, den Vertretern der Staatsplanung (seit 1929 auch Gosplan genannt) und den Vorsitzenden der Ministerräte der 15 Unionsrepubliken.

  Regierungschef

1917–1946: Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, 1946–1991: Vorsitzende des Ministerrates, 28. August 1991–25. Dezember 1991: Ministerpräsident der UdSSR und Vorsitzender des Interrepublikanischen Wirtschaftskomitees

Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Bundesarchiv Bild 183-71043-0003, Wladimir Iljitsch Lenin.jpg Wladimir Iljitsch Lenin 8. November 1917 21. Januar 1924
Bundesarchiv Bild 102-10691, Alexej Iwanowitsch Rykow.jpg Alexei Iwanowitsch Rykow 23. Januar 1924 19. Dezember 1930
Molotov.bra.jpg Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow 19. Dezember 1930 6. Mai 1941
StalinPortrait.jpg Josef Wissarionowitsch Stalin 6. Mai 1941 5. März 1953
Malenkow.jpg Georgi Maximilianowitsch Malenkow 6. März 1953 8. Februar 1955
Bundesarchiv Bild 183-29921-0001, Bulganin, Nikolai Alexandrowitsch.jpg Nikolai Alexandrowitsch Bulganin 8. Februar 1955 27. März 1958
Nikita Khruchchev Colour.jpg Nikita Sergejewitsch Chruschtschow 27. März 1958 15. Oktober 1964
Kossygin Glassboro.jpg Alexei Nikolajewitsch Kossygin 15. Oktober 1964 23. Oktober 1980
Nikolai Alexandrowitsch Tichonow 23. Oktober 1980 27. September 1985
Nikolay Ryzhkov2.jpg Nikolai Iwanowitsch Ryschkow 27. September 1985 14. Januar 1991
Walentin Sergejewitsch Pawlow 14. Januar 1991 22. August 1991
Iwan Stepanowitsch Silajew 6. September 1991 25. Dezember 1991

  Menschenrechte

Die Sowjetunion war von ihrer Gründung bis zu ihrer Auflösung ein Polizeistaat, in dem sich kaum ein Aspekt des täglichen Lebens der staatlichen Überwachung entzog. Die Meinungs- oder Reisefreiheit existierten zwar auf dem Papier, nicht aber in der Praxis. Es musste für fast jede bedeutende Tätigkeit eine Bewilligung der Obrigkeit eingeholt werden. Die Behörden, voran der Geheim- und Staatssicherheitsdienst KGB, überwachten das öffentliche und private Leben der Sowjetbürger intensiv; Dissidenten waren von staatlichen Repressalien und schweren Strafen bis hin zur Deportation ins Straflager („Gulag“) bedroht.

Diese totalitären Kontroll- und Zwangsmaßnahmen erfolgten am intensivsten unter Stalin – sein „Großer Terror“ kostete rund 700.000 Menschen das Leben – und Breschnew. Später, vor allem während der Glasnost Gorbatschows, entstanden auch begrenzte kulturelle, politische und persönliche Freiräume. In der Nach-Stalin-Ära entstand ein antisowjetischer Untergrund, der sich unter anderem über verbotene Literatur („Samisdat“) und den politischen Humor (vgl. Radio Eriwan) am Leben hielt.

  Außenpolitik

Hauptartikel: Außenminister der UdSSR

Die Außenminister (vor dem 16. März 1946 Volkskommissare) waren Trotzki, Joffe, Radek, Tschitscherin, Litwinow, Molotow (zwei Mal), Wyschinski, Schepilow, Gromyko, Schewardnadse (zwei Mal), Bessmertnych und Pankin

  Mitgliedschaften in internationalen Organisationen

  Verhältnis zu Deutschland

Ein wichtiger Schritt aus der selbst gewählten Isolierung bildete der Ausgleich mit Deutschland im Vertrag von Rapallo von 1922, das die UdSSR als erster ausländischer Staat diplomatisch anerkannte. Erst am 18. September 1934 trat die Sowjetunion dem Völkerbund bei.

Das Verhältnis zum nationalsozialistischen Regime in Deutschland war von Anfang an sehr gespannt. Die aggressive Außenpolitik Adolf Hitlers und seine Herabwürdigung der slawischen Völker als „Untermenschen“, ebenso wie seine extreme Feindschaft zum Kommunismus, beeinträchtigten die deutsch-sowjetischen Beziehungen sehr stark. Um Teile von Polen annektieren zu können, schlossen die Sowjetunion und Deutschland am 23. August 1939 den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. In einem geheimen Zusatzprotokoll zu diesem Vertrag legten beide sodann ihre Interessenssphären in Osteuropa fest.

Mit einer Erklärung der sowjetischen Regierung vom 25. März 1954 nahm die UdSSR, nach dem Scheitern der Außenministerkonferenz der vier Besatzungsmächte in Berlin (25. Januar–18. Februar 1954), mit der Deutschen Demokratischen Republik „die gleichen Beziehungen auf wie mit anderen souveränen Staaten“ und gewährte ihr am 20. September 1955 in inneren und äußeren Angelegenheiten die staatliche Souveränität. Der Anteil an der Viermächte-Verantwortung für Gesamtdeutschland wurde hierbei ausdrücklich betont.[15] Die drei Westmächte hielten dagegen bereits am 8. April 1954 fest, dass sie auch „weiterhin die Sowjetunion als die verantwortliche Macht für die sowjetische Zone Deutschlands betrachten“. So behielt sich auch das sowjetische Oberkommando ohne Mitspracherecht der DDR vor, „im Falle der Bedrohung der Sicherheit“ alle Maßnahmen zu ergreifen, die es für notwendig erachtete. Nachdem am 25. Januar 1955 der Kriegszustand mit Deutschland für beendet erklärt wurde, kehrten die letzten deutschen Soldaten aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Daraufhin unterhielt die Sowjetunion ab September 1955 diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland, da diese darin auch ein mögliches Mittel zur Überwindung der Spaltung und zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands sah.[16]

  Verhältnis zur Dritten Welt

Nachdem sich die Sowjetunion von den eurozentristischen und xenophoben[17] Perspektiven der 1930er und 40er Jahre befreit hatte, bemühte sie sich seit Mitte der 1950er Jahre, Beziehungen zur durch Dekolonisierung entstandenen Dritten Welt aufzubauen. Als Motiv kann dabei gesehen werden, die blockfreien Länder an das sowjetische Herrschaftssystem anzubinden.[18] Chruschtschows symbolträchtige Besuche in Indien, Burma und Afghanistan 1955, das Austragen des Weltfestivals der Jugend in Moskau 1957 und die Gründung der Universität für Völkerfreundschaft 1960 sind Ergebnisse dieser Politik. Der Mangel an Afrikanern, Südasiaten und Lateinamerikanern, die in der Sowjetunion lebten, und ein fast vollständiges Fehlen von Personen, deren Reiseaktivität die Allianz zwischen UdSSR und Dritter Welt hätte aufrechterhalten können, erschwerten jedoch den Aufbau langfristiger Beziehungen.[18] Ein weiterer Faktor für den bestenfalls langsam verlaufenden Aufbau außenpolitischer Beziehungen mit Ländern der Dritten Welt war die unzureichende außenwirtschaftliche Hilfe- und Leistungsfähigkeit der Sowjetunion. Dadurch gingen einige politische, ideologische und militärische Anknüpfungspunkte wieder verloren.[19]

Zu Beginn der 1960er Jahre vermehrte die Sowjetunion ihr Engagement für Drittweltstaaten in der UNO. Erstens unterstützte sie einige UN-Entwicklungsprojekte fortan finanziell. Zweitens versuchte sie, die neu in die Vereinten Nationen eingetretenen, dekolonisierten Staaten auf ihre Seite zu ziehen.[20] Beispielhaft hierfür sind Chruschtschows Reden auf der UN-Vollversammlung 1960, in denen er der UN vorwarf, bei der Kongo-Krise den diktatorischen Putschisten Mobutu zu unterstützen. Seine Forderung nach umfangreichen Reformen der UNO fand in den Reihen der neuen Mitgliedstaaten kaum Unterstützung, da diese befürchteten, die Reformen könnten zur Zerstörung einer Institution führen, die ihnen endlich Mitsprache versprach.

  Militär

  Armee und Marine

Die Streitkräfte der Sowjetunion umfassten nach dem Gesetz die Armee, die Marine sowie weitere bewaffnete Formationen. Die Armee entstand nach der Oktoberrevolution von 1917. Ihre Bezeichnung „Rote Armee“, russ. Рабоче-крестьянская Красная Армия/Rabotsche-krestjanskaja Krasnaja Armija (PKKA), Rote Arbeiter- und Bauernarmee, wurde 1946 offiziell in „Sowjetarmee“, russ. Советская Армия/Sowjetskaja Armija (CA) geändert.

  Verteidigungsminister

Hauptartikel: Ministerrat der UdSSR

Die Verteidigungsminister (vor dem 16. März 1946 Volkskommissare) waren Trotzki, Frunse, Woroschilow, Timoschenko, Stalin, Bulganin (2 Mal), Wassilewski, Schukow, Malinowski, Gretschko, Ustinow, Sokolow, Jasow und Schaposchnikow.

  Administrative Gliederung

Die Sowjetunion war als einheitlicher Sowjetstaat formal eine Föderation. Von 1956 bis 1991 gab es 15 nationale sozialistische Sowjetrepubliken (auch Unionsrepubliken genannt), die gemäß Artikel 72 auch das Recht hatten, wieder aus der Union auszutreten. Jede Unionsrepublik hatte ihre eigene Hauptstadt, jedoch hatte Moskau als überregionale und teilrepubliksübergreifende Hauptstadt der Sowjetunion sowie der RSFSR einen besonderen Status. Die Republiken hatten ihre eigenen Verfassungen, die, wie die Verfassung der gesamten Union, theoretisch die Gewaltenteilung in der Sowjetunion garantieren sollten. In der Praxis hatte die zentrale Regierung jedoch alle wichtigen Befugnisse an sich gezogen und traf Entscheidungen, die von den regionalen Behörden nur ausgeführt wurden.

Innerhalb dieser Republiken gab es sogenannte Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken (zum Beispiel Nachitschewan), Autonome Gebiete, zum Beispiel die Jüdische Autonome Oblast oder auch Autonome Kreise. Alle diese Entitäten trugen theoretisch Staatscharakter, die auch innerhalb der Sowjetunion galten. Verschiedene Interpretationen der sowjetischen Verfassung des Jahres 1977 sind bedeutsam für einige Konflikte im postsowjetischen Raum. Ein Beispiel dafür ist Abchasien als Abchasische Autonome Republik oder Bergkarabach, ein mehrheitlich von Armeniern besiedeltes Gebiet innerhalb Aserbaidschans: Nachdem sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner Anspruch auf das Gebiet erhoben hatten, wurde am 5. Juli 1921 entschieden, dass es bei der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik verbleibt[21] und 1923 die Grenzen des Autonomen Gebiets Berg-Karabach festgelegt.[22]

Die Unionsrepubliken von 1991 und heutige Staaten
Unionsrepublik der UdSSR Heutige Staaten GUS NATO EU EURASEC GUUAM OVKS SCO
SowjetrusslandSowjetrussland
Russische SFSR
1922–56 Russland Sozialistische Foderative SowjetrepublikRussische SFSR
Russische
SFSR
1956–91 RusslandRussland
Russland
1991 2002 Blank vertex Hexagonal Icon.svg 1996
Karelo-Finnische Sozialistische SowjetrepublikKarelo-Finnische SSR
Karelo-Finnische SSR
1940–56
Weißrussland Sozialistische SowjetrepublikWeißrussische SSR
Weißrussische SSR
1922–91 WeissrusslandWeißrussland
Weißrussland
1991 2002 Blank vertex Hexagonal Icon.svg
Estland Sozialistische SowjetrepublikEstnische SSR
Estnische SSR
1940–91 EstlandEstland
Estland
2004 2004
Lettland Sozialistische SowjetrepublikLettische SSR
Lettische SSR
1940–91 LettlandLettland
Lettland
2004 2004
Litauen Sozialistische SowjetrepublikLitauische SSR
Litauische SSR
1940–91 LitauenLitauen
Litauen
2004 2004
Moldau Sozialistische SowjetrepublikMoldauische SSR
Moldauische SSR
1940–91 MoldawienMoldawien
Moldawien
1991 Beo. 1997
Ukraine Sozialistische SowjetrepublikUkrainische SSR
Ukrainische SSR
1922–91 UkraineUkraine
Ukraine
1991 Beo. 1997
Flag of Transcaucasian SFSR.svg
Transkaukasische
SFSR

1922–36
Armenien Sozialistische Sowjetrepublik 1952Armenische SSR
Armenische SSR
1936–91 ArmenienArmenien
Armenien
1991 Beo. Blank vertex Hexagonal Icon.svg
Aserbaidschan SSRAserbaidschanische SSR
Aserbaidschanische SSR
1936-91 AserbaidschanAserbaidschan
Aserbaidschan
1991 1997
Georgien Sozialistische SowjetrepublikGeorgische SSR
Georgische SSR
1936–91 GeorgienGeorgien
Georgien
1993-08 1997
Kasachstan Sozialistische SowjetrepublikKasachische SSR
Kasachische SSR
1936–91 KasachstanKasachstan
Kasachstan
1991 2002 Blank vertex Hexagonal Icon.svg 1996
Kirgisien Sozialistische SowjetrepublikKirgisische SSR
Kirgisische SSR
1936–91 KirgisistanKirgisistan
Kirgisistan
1991 2002 Blank vertex Hexagonal Icon.svg 1996
Tadschikistan Sozialistische SowjetrepublikTadschikische SSR
Tadschikische SSR
1929–91 TadschikistanTadschikistan
Tadschikistan
1991 2002 Blank vertex Hexagonal Icon.svg 1996
Turkmenistan Sozialistische SowjetrepublikTurkmenische SSR
Turkmenische SSR
1925–91 TurkmenistanTurkmenistan
Turkmenistan
1991-05
Usbekistan Sozialistische SowjetrepublikUsbekische SSR
Usbekische SSR
1925–91 UsbekistanUsbekistan
Usbekistan
1991 1999–05 2001

Legende:

Republik Hauptstadt Einwohner 1989[23] Anteil an der
Gesamtbevölkerung
Einwohner Juli 2007 Bevölkerungs-
entwicklung 1989–2007
Bevölkerungs-
dichte
Fläche (km²) Anteil an der Gesamtfläche
Russische SFSR Moskau 147.386.000 51,40 % 141.377.752 −4,0 % 8,6 17.075.200 76,62 %
Ukrainische SSR Kiew 51.706.746 18,03 % 46.299.862 −10,5 % 85,6 603.700 2,71 %
Usbekische SSR Taschkent 19.906.000 6,94 % 27.780.059 +39,6 % 44,5 447.400 2,01 %
Kasachische SSR Almaty 16.711.900 5,83 % 15.284.929 −8,5 % 6,1 2.727.300 12,24 %
Weißrussische SSR Minsk 10.151.806 3,54 % 9.724.723 −4,2 % 48,9 207.600 0,93 %
Aserbaidschanische SSR Baku 7.037.900 2,45 % 8.120.247 +15,4 % 81,3 86.600 0,39 %
Georgische SSR Tiflis 5.400.841 1,88 % 4.646.003 −14,0 % 77,5 69.700 0,31 %
Tadschikische SSR Duschanbe 5.112.000 1,78 % 7.076.598 +38,4 % 35,7 143.100 0,64 %
Moldauische SSR Chișinău 4.337.600 1,51 % 4.320.490 −0,4 % 128,2 33.843 0,15 %
Kirgisische SSR Bischkek 4.257.800 1,48 % 5.284.149 +24,1 % 21,4 198.500 0,89 %
Litauische SSR Vilnius 3.689.779 1,29 % 3.575.439 −3,1 % 56,6 65.200 0,29 %
Turkmenische SSR Aşgabat 3.522.700 1,23 % 5.097.028 +44,7 % 7,2 488.100 2,19 %
Armenische SSR Jerewan 3.287.700 1,15 % 2.971.650 −9,6 % 110,3 29.800 0,13 %
Lettische SSR Riga 2.666.567 0,93 % 2.259.810 −15,3 % 41,3 64.589 0,29 %
Estnische SSR Tallinn 1.565.662 0,55 % 1.315.912 −16,0 % 34,6 45.226 0,20 %

  Wirtschaft

Die wirtschaftliche Führung lag bei den Zentralorganen der kommunistischen Staatspartei, die über Ziele und Mittel für die Wirtschaft entschieden. Oberstes perspektivisches Ziel war dabei der Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft.

Die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen unmittelbar nach der Oktoberrevolution von 1917 (Kriegskommunismus) und in den 20er Jahren (Neue Ökonomische Politik) und das Fehlen einer Theorie der zentralen Planung, zwang die Führung zunächst zum ordnungspolitischen Kurswechsel. Ab 1928 wurden unter Josef Stalin die Grundzüge des Sowjetischen Wirtschaftssystems ausgeformt, wobei der Aufbau der Industrie absoluten Vorrang erhielt. Dazu verfestigte die Sowjetunion die Zentralverwaltungswirtschaft. Die Produktion von Gütern wurde nach einem strengen Plan überwacht. Wesentliche Merkmale der Wirtschaft der Sowjetunion waren die verstaatlichten Produktionsmittel und Firmen, die zentrale Steuerung des Wirtschaftsprozesses, die zentrale Festlegung von Preisen und Löhnen und ein stabiles Außenhandelsmonopol. Der Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befand sich nun in genossenschaftlichem Besitz, wobei die Landwirtschaft aber genauso der staatlichen Planung unterstand. Die zentrale Planungsbehörde der Sowjetunion, der Gosplan, erarbeitete aufgrund von Prognosen über die gesellschaftlichen Bedürfnisse jeweils einen Plan für meist ein Jahr, der in Mehrjahrespläne (z. B. Fünfjahrplan) eingebunden war. Den einzelnen Betrieben wurden durch diesen Plan genaue Mengen, an die sie sich präzise halten mussten, vorgegeben.

Am 25. Januar 1949 wurde mit den meisten Ostblockstaaten der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe gegründet. Nach Stalins Tod 1953 wurde mehrfach versucht, den straffen Planzentralismus zu reformieren und den Lenkungsapparat zu reorganisieren (1965 und 1979), ohne jedoch die grundlegenden Ordnungselemente des zentralverwaltungswirtschaftlichen Systems zu verändern.

Die Fehler und Mängel der Planwirtschaft konnten lange durch extensives Wirtschaften ausgeglichen werden, da die Sowjetunion ein riesiges und rohstoffreiches Land war. Ab den 1970ern stieß die jahrelang extensiv betriebene Volkswirtschaft an ihre Grenzen. Die Wachstumsraten fielen und der Unmut der Bevölkerung vergrößerte sich. Es ergaben sich ansteigende Engpässe und Schwierigkeiten im Wirtschaftskreislauf:

  • hohe Verluste beim Rohstoff- und Energieeinsatz bei der Produktverarbeitung
  • zu langsame Einführung neuer Techniken
  • Lebensmittelknappheit
  • unzureichendes Konsumgüterniveau
  • schlechter Zustand des Wohnungswesens
  • unzulängliche Verhältnisse bei den Dienstleistungen.

Hinzu kamen überdimensionierte Ausgaben für das Militär. Die Sowjetunion musste aus ideologischen und machtpolitischen Gründen eine große Streitmacht unterhalten. Um eine militärisch-strategische Parität mit den USA erreichen zu können, gab die Sowjetunion daher für das Militär 18 Prozent ihres Nationaleinkommens aus, während für die Konsumgüterproduktion nur sechs Prozent verwendet wurden.

  Währung

  Ein Rubel aus dem Jahre 1970

Die offizielle Währung der Sowjetunion war der Rubel, der in 100 Kopeken unterteilt wird. Im Jahre 1922 verursachte Wladimir Lenin dem Parteiprogramm entsprechend eine Hyperinflation. Somit verfolgte er das Ziel in der kommunistischen Lehre das Geld schrittweise abzuschaffen oder zumindest dessen Bedeutung einzuschränken, was mit einem Dekret nicht möglich wäre. So entwertete er seinen Zielen entsprechend alles umlaufende Finanzkapital.[24] Nach mehreren Jahren voller militärischer Konflikte, wirtschaftlichen Krisen und Problemen war der Geldverkehr nur auf die nationale Ebene beschränkt. Das bedeutet, dass keine einzige Kopeke das Land mit der Ausnahme von Republikflucht und Schwarzmarkt verlassen konnte.

  Formen des Eigentums

In der Sowjetunion gab es zwei grundlegende Formen des Eigentums; Individuelles Eigentum und Kollektives Eigentum (gemeinsames Eigentum, in der Praxis genossenschaftliches oder staatliches Eigentum). Diese unterschieden sich stark in ihrem Inhalt und dem rechtlichen Status. Gemäß kommunistischer Theorien konnte Kapital (Produktionsmittel), neben einigen unwesentlichen Ausnahmen, nicht individuell besessen werden. Nach dem Ende der kurzzeitigen Lockerung mit der Neuen Ökonomischen Politik, russisch: НЭП – Новая экономическая политика; NEP – Nowaja ekonomitscheskaja politika, durch Lenin wurde jegliches industrielle Eigentum sowie Bauland gemeines Eigentum des Volkes respektive Eigentum des Staates. Individuelles Eigentum konnte nur Persönliches Eigentum sein, das heißt Kapital (Produktionsmittel) war automatisch staatliches oder genossenschaftliches Eigentum.

Siehe auch: Kollektivierung

  Landwirtschaft

Die landwirtschaftlich nutzbare Großregion in der Sowjetunion zwischen Sankt Petersburg, Odessa beziehungsweise Rostow am Don im Westen und Krasnojarsk im Osten wurde auch Agrardreieck genannt.

Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden u. a. differenziert in

  • Sowchosen, also landwirtschaftliche Großbetriebe des Staates und
  • Kolchosen, also landwirtschaftliche Großbetriebe, die genossenschaftlich organisiert waren und dessen Bewirtschaftung durch das sozialistische Kollektiv der Mitglieder erfolgte.

  Kultur und Gesellschaft

  Malerei

  Architektur

In der russisch-sowjetischen Kunst- und Architekturentwicklung war nach der Oktoberrevolution eine ausgesprochen avantgardistische Entwicklung zu verzeichnen. Der neue Stil begann sich bereit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Wechselwirkung mit anderen Kunstrichtungen in Russland – wie in Europa – abzuzeichnen. Für die Stilerneuerung als Konstruktivisten oder Rationalisten – vieles ganz im Bauhausstil – stehen Architekten wie Kasimir Malewitsch, Wladimir Tatlin, Alexander Rodschenko, El Lissitzky, Alexander Wesnin, Ilja Golosow, Konstantin Melnikow, Moisej Ginzburg. Es wurde aber in den Jahren zwischen 1920 bis etwa 1933 viel entworfen, aber nur wenig davon realisiert. Zu verweisen ist auf die Gebäude der Iswestija in Moskau von G. Grigori Barchin (1927), eine Großküche in Moskau von A. Meskow (1929), Haus der Technischen Lehre in Leningrad von Alexander Gegello und D. Krischewski (1932), das Lenin-Mausoleum in Moskau von A. Schtschussew, Klubhaus „Rote Putilower“ in Leningrad von A. Nikolski (1926), eine Bank von W. Wesnin (1927) und ein Kraftwerk von S. Grusenberg beide in Iwanowo-Wosnessensk und auf viele Wohnhäuser dieser Zeit.

Das Ende der neuen Architektur zeigte sich 1932 am Ergebnis des Wettbewerbes für den nicht realisierten Palast der Sowjets. Traditionelle Bauformen setzen sich durch. Konstruktivismus und Funktionalismus werden als Kapitalistische Architektur bezeichnet. Eine „idealistische und utopische Architektur“ – so heißt es jetzt – „will die noch erforderlichen Etappen auf dem Weg zum Sozialismus zu überspringen, und wirkt dadurch im politischen Sinne konterrevolutionär.“ Von nun an setzt man auf eine traditionelle Architektur, auf sehr prunkvolle Paläste und üppige Bauten. Der Zuckerbäckerstil (Sozialistischer Klassizismus) ist die Bezeichnung einer Stilrichtung, die bis 1955 in der Sowjetunion und in seinen Satellitenstaaten üblich ist.

Da sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein starkes Bevölkerungswachstum abzeichnete, kam es bei den Arbeiterklassen rasch zu einer großen Wohnungsnot. Mit dem Beginn der Ära von Nikita Chruschtschow im September 1953 wurde in der ganzen Sowjetunion zu Sparmaßnahmen aufgerufen. Chruschtschow versammelte im Dezember 1954 die leitenden Architekten und Baufunktionäre der Sowjetunion zur „Allunionskonferenz der Bauschaffenden“ und ließ öffentlich die Entstalinisierung der Baukultur und die Abschaffung des „Konservatismus in der Architektur“ bekanntgegeben. Unter dem Motto „Besser, billiger und schneller bauen“ folgten drastische Änderungen im Wohnkonzept. Mit dem neuen Baustil jener Zeit entstanden die allgemein als „Chruschtschowki“ (хрущёвки; Wohnblocks) bezeichneten Wohngebäude, welche im Stil von sogenannten „Chruschtschoby“ (хрущобы; Plattenbau-Siedlungen) angeordnet wurden.

  Medien

  Literatur

  Science-Fiction

In der Sowjetunion gab es eine eigene, reichhaltige Science-Fiction-Literatur. Anders als in den westlichen Ländern war dieses Genre in der Sowjetunion nie als Trivialliteratur verfemt. Die meisten Science-Fiction-Werke lieferten utopische Entwürfe für eine zukünftige Gesellschaft, wie zum Beispiel der Roman Andromedanebel, von Iwan Antonowitsch Jefremow aus dem Jahr 1957, der mit über 20 Millionen Exemplaren das wohl wichtigste und erfolgreichste Buch dieses Genres in der Sowjetunion war. Die Science-Fiction-Literatur entwickelte sich rasch zu einer Art Sprachrohr für die Kritiker der sowjetischen Führung. Der georgische Regisseur Otar Ioselani führte im Jahr 1962 ein Gespräch mit Boris Barnet, der später Selbstmord verübte:

Er fragte mich: „Wer sind sie?“ Ich sagte: „Ein Regisseur.“ – „Ein sowjetischer“, korrigierte er. „Sie müssen immer sagen: ‚Ein sowjetischer Regisseur.‘ Das ist ein ganz besonderer Beruf.“ – „Wieso?“, fragte ich. „Weil Sie, wenn Sie jemals ehrlich werden sollten, was mich überraschen würde, das Wort ‚sowjetisch‘ weglassen können.“[25]

Später wurden auch Science-Fiction-Filme gedreht, welche es zum Teil wagten, den sowjetischen Materialismus herauszufordern. So wird zum Beispiel in Andrei Tarkowskis Solaris, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stanisław Lem, aus dem Jahr 1972 die Konfrontation einer Besatzung eines Raumschiffes mit einer absolut fremden Lebensform dargestellt, welche für sie zur metaphysischen Reise in die Innenwelt ihrer eigenen Kultur wird und sie zur Selbsterkenntnis, Liebe und Geduld anhält. Erstaunlich ist an der Verwirklichung dieser Filme, dass sie alle in der Breschnew-Ära entstanden, in der sämtliche Formen der organisierten Religion stark eingeschränkt wurden.

  Film und Theater

  Wissenschaft

  Sowjetisches Überschallpassagierflugzeug, Tupolew Tu-144

  Sport

Der Sport, Breitensport als auch Spitzensport, wurde in der Sowjetunion intensiv durch den Staat gefördert. Dafür gab es eine extra eingerichtete Organisation innerhalb des Staates, deren Aufgabe es war, Nachwuchsarbeit zu betreiben und aussichtsreiche Talente aufzuspüren, die in Sportschulen weiter ausgebildet wurden.

Siehe auch: Fußballnationalmannschaft der UdSSR, Sowjetische Schachschule, Sowjetische Eishockeynationalmannschaft, Olympische Geschichte der Sowjetunion

  Nationalhymne

Von 1922 bis 1944 war Die Internationale die Nationalhymne der Sowjetunion. 1943 komponierte Alexander Wassiljewitsch Alexandrow eine eigens für die Sowjetunion bestimmte Hymne mit dem Text von Sergei Wladimirowitsch Michalkow. Diese wurde erstmals am 1. Januar 1944 der Öffentlichkeit präsentiert. Dreieinhalb Monate später, am 15. März 1944, wurde dieses Lied zur offiziellen Nationalhymne der Sowjetunion erklärt.

Die Hymne erfuhr 1977, als Folge der Entstalinisierung, ihre einzige Änderung, bei der unter anderem Stalins Name aus dem Text entfernt wurde. Zwischen 1955 (zwei Jahre nach Stalins Tod) und 1977 wurde die Hymne stets ohne Text interpretiert.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR warf das neue Russland das Sowjeterbe ab und gab sich eine komplett neue Hymne. Da sich diese nie großer Beliebtheit erfreute, wurde im Jahr 2000 die alte Sowjethymne mit neuem Text wieder zur Nationalhymne Russlands.

  Siehe auch

 Portal:Sowjetunion – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sowjetunion

  Literatur

  • Helmut Altrichter: Kleine Geschichte der Sowjetunion 1917–1991 C.H. Beck, 2001, ISBN 978-3-406-45970-2.
  • Helmut Altrichter (Hrsg.): Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Band 1: Staat und Partei. Deutscher Taschenbuch Verlag, Münschen 1986, ISBN 978-3-423-02948-3 (online).
  • Helmut Altrichter, Heiko Haumann (Hrsg.): Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Band 2: Wirtschaft und Gesellschaft. Deutscher Taschenbuch Verlag, Münschen 1986, ISBN 978-3-423-02949-0 (online).
  • Mark R. Beissinger: Nationalist Mobilization and the Collapse of the Soviet State. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 978-0-521-00148-9.
  • Thomas M. Bohn (Hrsg.): Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-14098-8.
  • Michael Brie: Der sowjetische Staatsparteisozialismus im Lichte der Marxschen Theorie „progressiver Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation“. In: Ernstgert Kalbe, Wolfgang Geier, Holger Politt (Hrsg.): Aufstieg und Fall des Staatssozialismus: Ursachen und Wirkungen. III. Rosa-Luxemburg-Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen, Leipzig, 19.9.–20.9.2003 (= Leipziger Jahrbücher: Osteuropa in Tradition und Wandel; Bd. 6). Leipzig 2004, S. 197–233.
  • Johannes Grotzky: Herausforderung Sowjetunion. Eine Weltmacht sucht ihren Weg. Piper, München 1991.
  • Johannes Grotzky: Konflikt im Vielvölkerstaat. Die Nationen der Sowjetunion im Aufbruch. Serie Piper, München 1991.
  • Karl Held (Hrsg.): Das Lebenswerk des Michail Gorbatschow: Von der Reform des realen Sozialismus zur Zerstörung der Sowjetunion. Gegenstandpunkt Verlag, München 1992, ISBN 3-929211-00-9.
  • Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56497-8.
  • Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991: Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, C.H. Beck, 1998, ISBN 3-406-43588-2.
  • Leonid Luks: Geschichte Russlands und der Sowjetunion: von Lenin bis Jelzin. Pustet, Regensburg 2000, ISBN 3-7917-1687-5.
  • Gert Meyer (Hrsg.): Das politische und gesellschaftliche System der UdSSR. Köln 1985.
  • Presseagentur Nowosti (APN), Moskau (Hrsg.): UdSSR – Fragen und Antworten, 1. Aufl., Karl-Marx-Werk Pößneck V 15/30, Dietz Verlag, Ost-Berlin 1967.
  • Sowjetische Architektur, Avantgarde II 1924–1937. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1993, ISBN 3-7757-0425-6.
  • Hans Wassmund: Die gescheiterte Utopie. Aufstieg und Fall der UdSSR, C.H. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37426-3.

  Weblinks

 Commons: Sowjetunion – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Commons: Sowjetunion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Sowjetunion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

  Einzelnachweise

  1. Aus dem russischen Wikipedia-Artikel (ru:Советский рубль) entnommen
  2. Zitiert n. russ. Außenminister Kosyrew im Januar 1992; vgl. Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation, Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 91 Fn 325.
  3. So etwa Antonowicz, Disintegretation of the USSR, S. 9; Bothe/Schmidt, Questions de succession, S. 824.
  4. Die Jahreszahl der Volkszählung ist umstritten, da der russischsprachige Wikipedia-Artikel 1989 festschreibt und der Artikel hier in einem Abschnitt 1988 andeutet.
  5. Quelle: Russischsprachige Wikipedia
  6. Alexander Solschenizyn, 200 Jahre zusammen, Russki Putj (Moskauer Verlag) 2002, Herbig 2003, ISBN 3-7766-2356-X.
  7. Peter Scheibert, Lenin an der Macht, Acta humaniora, Weinheim 1984, ISBN 3-527-17503-2.
  8. Alexander Jakowlew, A Century of Violence in Soviet Russia, Yale University Press, New Haven/London 2002 („Ein Jahrhundert der Gewalt in Sowjetrussland“, Berlin Verlag, 2004, ISBN 3-8270-0547-7).
  9. Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation, Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 782, 794 f.
  10. END OF THE SOVIET UNION; The Soviet State, Born of a Dream, Dies. Abgerufen am 3. März 2010.
  11. Vgl. auch Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde: Russlandanalysen Nr. 22 vom 2. April 2004.
  12. Volker Epping, in: Knut Ipsen, Völkerrecht. C.H. Beck, 5. Auflage, München 2004, ISBN 3-406-49636-9, § 5 Rn 19 und § 34 Rn 17.
  13. Nach h.M. ist der Inhalt dieses Begriffes synonym mit „völkerrechtlicher Identität“ zu verstehen, womit sich dieser Begriff und die Bezeichnung „Nachfolgestaat“ wechselseitig ausschließen.
  14. Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation, Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 85 ff. (91 f.)
  15. Ingrid Muth, Die DDR-Aussenpolitik 1949–1972: Inhalte, Strukturen, Mechanismen, in: Forschungen zur DDR-Gesellschaft, Ch. Links Verlag, 2001, ISBN 3-86153-224-7, S. 26 f.
  16. Interview des Ministerialdirektors im Auswärtigen Amt, Wilhelm G. Grewe, mit dem Chefredakteur im Nordwestdeutschen Rundfunk, Hans Wendt, 11. Dezember 1955 (PDF, 154 kB) im Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr. 233, 13. Dezember 1955, S. 1993 f.
  17. Vladislav Zubok: A Failed Empire. The Soviet Union in the Cold War from Stalin to Gorbachev, Chapel Hill, NC, USA 2007, S. 171.
  18. a b Rossen Djagalov, Christine Evans: Moskau, 1960: Wie man sich eine sowjetische Freundschaft mit der Dritten Welt vorstellte, in: Andreas Hilger: Die Sowjetunion und die Dritte Welt. UdSSR, Staatssozialismus und Antikolonialismus im Kalten Krieg 1945–1991, S. 83–105.
  19. Egbert Jahn: Die Außenpolitik Russlands. In: Manfred Knapp, Gert Krell: Einführung in die Internationale Politik. 4. Aufl., München, Wien 2004, S. 263.
  20. Ill’ja V. Gajduk: New York, 1960: Die Sowjetunion und die dekolonialisierte Welt auf der Fünfzehnten Sitzung der UN-Vollversammlung, in: Andreas Hilger: Die Sowjetunion und die Dritte Welt. UdSSR, Staatssozialismus und Antikolonialismus im Kalten Krieg 1945–1991, S. 107–119.
  21. Sitzungsprotokoll des Kaukasischen Büros Nr. 12, Punkt 2 vom 5. Juli 1921; siehe auch Swietochowski in: Halbach/Kappeler (Hrsg.), Krisenherd Kaukasus, 1995, S. 161, 167; de Waal, Black Garden, 2003, S. 130.
  22. Heiko Krüger, Der Berg-Karabach-Konflikt: Eine Juristische Analyse, Springer, Berlin/Heidelberg 2009, S. 20.
  23. Volkszählung 1989 und The World Factbook
  24. siehe auch Lenin#Bürgerkrieg 1918 bis 1922
  25. Zitiert in Eisenschitz, A Fickle Man, 163.
   
               

Sowjet

                   

Sowjet (russisch cове́т ‚Rat‘) war die Bezeichnung für bestimmte Verwaltungsorgane in der Sowjetunion. Ursprünglich waren Sowjets die aus den Revolutionen von 1905 und 1917 hervorgegangenen basisdemokratischen Arbeiter- und Soldatenräte. Im krassen Widerspruch zur Grundidee des Rätesystems wurden die 1936 von Josef Stalin eingeführten machtlosen parlamentarischen Führungsgremien ebenfalls Sowjets genannt.

Umgangssprachlich, in den alten deutschen Bundesländern aufgrund seines propagandistischen abwertenden Charakters deutlich stärker verbreitet als in den neuen, bezeichnet der Terminus die Sowjets im deutschsprachigen Raum die Machthaber bzw. allgemein die Bürger der Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

  Selbstverwaltung in Arbeiterkomitees

Als Geburtsstunde der Sowjets gilt der Arbeitskampf in der von einer jungen Textilindustrie geprägten russischen Stadt Iwanowo-Wosnessensk, in der 1904 etwa 40.000 Arbeiter für zehn Wochen, von Mai bis Juli, streikten. Zur Koordination und Verhandlungsführung wurde ein Deputiertenrat gegründet, der den Streik entscheidend prägte und ihm eine außergewöhnliche Geschlossenheit verlieh.[1]

  1905–1922

Die Bezeichnung Sowjet wurde in der russischen Revolution von 1905 bis 1907 geprägt, als sich Arbeiterkomitees der Betriebe und in Stadtteilen, die Funktionen der politischen und militärischen Macht ausübten, als Sowjets bezeichneten. Sie bildeten sich spontan. Zum ersten Vorsitzenden des bekanntesten, des Petrograder Sowjets war Nossarj Chrustaljew gewählt worden. Leo Trotzki, der nach der Verhaftung Chrustaljews Vorsitzender wurde[2], konstatierte, dass sie im gesamten Russischen Reich Sowjets bilden würden.

Im Zuge der russischen Februarrevolution von 1917 bildeten sich, entsprechend Trotzkis Aussage, überall Arbeitersowjets. Diese Sowjets wurden nach dem gleichen Modell wie die früheren Räte von 1905 eingerichtet. Diesmal jedoch landesweit und auch als ein Teil der Exekutive. Den anderen Teil der landesweiten Hoheit hatte die nach dem Umsturz und der Abdankung der Romanows eingerichtete Provisorische Regierung von Kerenskis über die Duma inne. Inzwischen hatten sich deren Abgeordnete erheblich größere Entscheidungsgewalt als in der Zarenzeit erstritten. Damit begann die Zeit der Doppelherrschaft. Mit der Zuspitzung der sozialen Konflikte und der Entwicklung der revolutionären Gärungsprozesse schwenkten die zuerst stark mit den Menschewiki sympathisierenden Sowjets nahezu linear nach links, bis die Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) um Lenin und Trotzki schließlich den größten Einfluss auf die in den Sowjets organisierten Arbeiter hatten. In der mit der Theorie der permanenten Revolution konformen Oktoberrevolution erklärte sich der von bolschewistischen Arbeiterdelegierten dominierte II. Allrussische Sowjetkongress zur neuen Obersten Instanz Russlands, vorerst bis zur Entscheidungsfindung der Russischen konstituierenden Versammlung für die künftige Staatsform. Nach der Revolution wurden das Rätesysten weiter befestigt, um zum Grundgerüst der späteren Sowjetunion zu werden. Mit ihrer Gründung 1922, nach der Beendigung des Bürgerkriegs, entstand die erste Räterepublik in Russland. Nach Ansicht einiger Historiker diente das Attentat auf Lenin 1918 den Bolschewiki lediglich als Vorwand, um die Rechte der Räte und der Opposition einzuschränken: Der Hintergrund des Attentats habe nichts mit dem Rätesystem zu tun, mit dem die linken Sozialrevolutionäre vollauf zufrieden gewesen seien, sondern der Anlass sei der Abschluss des Friedensvertrages von Brest-Litowsk mit Deutschland gewesen; kurz nach dessen Abschluss war der Bürgerkrieg ausgebrochen. Die Sozialrevolutionäre und Anarchisten kreideten Lenin den Abschluss dieses Vertrages (wie viele Bolschewiki vor Vertragsabschluss ebenfalls) an.

Das ursprüngliche Organisationsprinzip waren die Betriebe, Dörfer, Armeeeinheiten, weshalb man von einer dem Parlamentarismus überlegenen Rätedemokratie sprach. Infolge des Bürgerkrieges konnte das Sowjetsystem aber nur in beschränktem Maße wirken, zwar konnten entgegen vorherrschender Darstellungen durchaus freie Diskussionen geführt, friedliche Demonstrationen geplant und Arbeiterorganisationen aufgestellt sowie auf kommunaler Ebene die Macht direkt von den Arbeitern und Bauern ausgeübt werden, jedoch konnte die bolschewistische revolutionäre Staatsführung fundamentale Oppositionsbewegungen oder antibolschewistische Strömungen nicht vollkommen akzeptieren. Allerdings ist zu bemerken, dass zu dieser Zeit in der Sowjetgesellschaft verhältnismäßig große Freizügigkeit herrschte, etwa wurden sich selbst als „Arbeiteropposition“ deklarierende, in Wahrheit im Falle der Übernahme der Staatsführung für den Arbeiterstaat tödliche Bewegungen keineswegs verfolgt, solange sie nicht zu Aufständen aufriefen oder Gewalt anwendeten, wie zum Beispiel die Sozialrevolutionäre oder diverse anarchistische Zirkel. Die Jahre bis 1923 waren also von der Notwendigkeit straffer Organisation in Bezug auf die militärische Lage und die wirtschaftliche Not geprägt, was die ursprüngliche Hegemonie der Sowjets einschnürte.

Ab 1923, also in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, begannen die Rufe unter den Arbeitern nach der Wiederherstellung der Sowjetdemokratie immer lauter zu werden, was jedoch von der zunehmend auf die eigenen Privilegien bedachte Bürokratie, deren Macht zum einen aus temporär angelegten Maßnahmen, wie dem Verbot der Parteien und Fraktionen, und zum anderen aus im Grunde genommen illegalen Prozessen, wie der im Bürgerkrieg erfolgten und von revolutionären Bolschewiki, Anhängern des durch einen Schlaganfall paralysierten Lenin und des an der Front beschäftigten Trotzki, scharf attackierten Verschmelzung des Partei- und Staatsapparates. Nach dem Tode Lenins begann die Bürokratie, verkörpert durch das Triumvirat Stalin-Bucharin-Kamenew, ihr Machtmonopol und ihre sozialen Vorteile massiv auszubauen, während sie die Arbeitermassen politisch expropriierte („enteignete“). Die Linke Opposition, eine Organisation unter der Leitung Trotzkis, versuchte bis 1936, zuerst eine großangelegte Reform, dann eine zweite Revolution mit dem Zwecke der Wiederherstellung der vollen Sowjetdemokratie, des Mehrparteiensystems, der Abschaffung der Bürokratie an sich etc. zu erreichen. Diese Organisation artikulierte im Grunde die Forderungen der Arbeiter, was zur Folge hatte, dass die Linke Opposition eine im Stillen vom Proletariat gefeierte, halblegale Untergrundpartei wurde. Die herbeigesehnte zweite Revolution wurde jedoch hauptsächlich während des Großen Terrors blutig zerschlagen, ihre Aktivisten deportiert und die Arbeiterklasse gewaltsam völlig demoralisiert.

  Kronstädter Aufstand März 1921

Eine der Hauptforderung von Sozialrevolutionären und Anarchisten in den Jahren nach der Oktoberrevolution und dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk waren Räte ohne die Bolschewiki. Lenin und dessen Partei schränkten daraufhin die Kompetenzen der Räte stark ein, um die Macht zu behalten, es folgte der Kronstädter Matrosenaufstand. Trotzki, der diesen Aufstand niederschlagen ließ und den Einfluss der Anarchisten bekämpfen wollte, warf den Aufständischen konterrevolutionäre Absichten vor. Für die Bolschewiki waren sie ein gewaltiger Störfaktor, weil die Forderung der Kronstädter Matrosen nach unabhängigen Räten der Absicht der Bolschewiki, das junge Sowjetrussland zu stabilisieren und die Macht ihrer Partei zu sichern, diametral entgegenstand. Nach Lenins Tod 1924 und der Machtübernahme Stalins nahm die Bedeutung der Räte weiter ab.

  Schauplatz Ukraine

Der für die Ukraine ungünstige Friedensvertrag von Brest-Litowsk – die Ukraine ging an das Deutsche Reich verloren – trug mit dazu bei, dass dort zwischen 1918 und 1922 unter Nestor Machno und seiner Machnowschtschina eine anarchistische Revolution herrschte. Er installierte ein am Anarchismus orientiertes Rätesystem, das nach dem Rotationsprinzip funktionierte, wie oben geschildert; die Räte waren jederzeit abrufbar.

Der Anarchismus in der Ukraine fand aber 1922 ein jähes Ende: Kaum hatten die ehemaligen Verbündeten, die Bolschewiki, über die Konterrevolutionäre im eigenen Land gesiegt, griffen sie die Machnotschina an und besiegten sie.

Siehe auch: Sowjetrussland, Bolschewistisches Russland, Rätekommunismus

  Ab 1936: „Parlament“

Das Jahr 1936 markierte das Ende der Sowjetidee, denn in der neuen Stalinschen Verfassung wurde das basisdemokratische Rätesystem auch formell abgeschafft, und durch machtlose konventionelle Parlamente (Trotzki: „Eine Karikatur eines Parlamentes!“) ersetzt.

Die Verfassung der UdSSR von 1936 führte das allgemeine und gleiche Wahlrecht für alle Bürger der UdSSR ein. Auf allen Verwaltungsebenen wurden fortan Sowjets der Deputierten der Werktätigen[3] in geheimer Abstimmung direkt gewählt. Ihre Bezeichnung wurde mit der Verfassung von 1977 in Sowjets der Volksdeputierten geändert.

„Die Sowjets der Volksdeputierten – der Oberste Sowjet der UdSSR, die Obersten Sowjets der Unionsrepubliken, die Obersten Sowjets der autonomen Republiken, die Regions- und Gebietssowjets der Volksdeputierten, die Sowjets der Volksdeputierten der autonomen Gebiete und der autonomen Kreise, die Bezirks-, Stadt- und Stadtbezirks-, Siedlungs- und Dorfsowjets der Volksdeputierten – bilden das einheitliche System der Organe der Staatsmacht.“

Artikel 89 der Verfassung von 1977

Die Kandidaten wurden von der KPdSU, ihrer Jugendorganisation Komsomol und der Gewerkschaft unter Kontrolle der Parteiorgane aufgestellt. Bis 1987 gab es keine Gegenkandidaten. Das vormalige Prinzip der Unabhängigkeit von Partei(en) und Gewerkschaft wurde hiermit abgeschafft, indem zusätzlich zu den bisherigen Deputierten Vertreter "Öffentlicher Organisationen" einschließlich des Komsomol in die neuen Gremien, einer Art Parlament, gewählt werden konnten und dort feste Sitze erhielten. Weiterhin wurden die Aufgaben des bisher regierendenden Sowjets auf zwei verschiedene Kammern verteilt, den Nationalitäten- und den Unionssowjet. Damit wurde de facto auch die Macht der Vertreter der Nationalitäten des Vielvölkerstaates geschwächt. Der Rätekongreß (Sowjetkongreß) wurde zum Obersten Sowjet (siehe weiter unten), das (allsowjetische) Zentralexekutivkomitee der UdSSR, welches bislang oberste Machtorgan der Sowjetunion war,[4] wurde 1938 in ein beigeordnetes Komitee umgewandelt. Der Oberste Sowjet verlor damit stark Machtbefugnisse. Eine Rätedemokratie war durch diese Reformen nicht mehr möglich. Aber auch nach dem Ende der UdSSR wurde in den Nachfolgestaaten keine Rätedemokratie wieder aufgebaut.

Sowjetsystem in der UdSSR 1977 bis 1988: Sowjets der Volksdeputierten auf den verschiedenen Verwaltungsebenen. Die wahre Macht ging de facto allerdings auf allen Ebenen von den entsprechenden Parteiorganen der KPdSU aus, deren Hierarchie hier nicht dargestellt wird.

  Oberster Sowjet der UdSSR

Hauptartikel: Oberster Sowjet der UdSSR

Das höchste Staatsorgan der UdSSR, der Oberste Sowjet, umfasste zwei gleichberechtigte Kammern, den Unionssowjet und den Nationalitätensowjet, die bei gleicher Sitzungsperiode im Fünfjahresrhythmus von den Bürgern der UdSSR gewählt wurden.

  • Die Wahl des Nationalitätensowjets erfolgte nach Unionsrepubliken (je 32 Deputierte), autonomen Republiken (je 11 Deputierte), autonomen Gebieten (je fünf Deputierte) und autonomen Kreisen (je ein Deputierter). Der Nationalitätensowjet hatte also ab den 1960er Jahren 750 Mitglieder.
  • Der Unionssowjet wurde gemäß der Verfassung von 1936 nach Wahlkreisen mit je 300.000 Einwohnern gewählt. Die dadurch leicht variierende Mitgliederzahl wurde in der Verfassung von 1977 auf die Zahl der Sitze im Nationalitätensowjet festgeschrieben, im Unionssowjet saßen also 750 nach Wahlkreisen mit gleicher Einwohnerzahl gewählte Deputierte.

Der Oberste Sowjet tagte zweimal im Jahr. Er wählte aus den eigenen Reihen 24 Mitglieder in das Präsidium des Obersten Sowjets, dem außerdem die Vorsitzenden des Obersten Sowjets der Unionsrepubliken von Amts wegen angehörten. Das Präsidium des Obersten Sowjets war ständiges legislatives Organ, sein Vorsitzender das Staatsoberhaupt. Außerdem wählte der Oberste Sowjet den Ministerrat (bis zum 16. März 1946 Rat der Volkskommissare genannt), der den Exekutiv- und Verwaltungsbereich der Regierung bildete.

  Oberste Sowjets der Unionsrepubliken

Analog gab es auf Republikebene die Obersten Sowjets der Unionsrepubliken, die als höchstes Staatsorgan den Ministerrat der jeweiligen Republik wählten. Sie bestanden jedoch nur aus einer Kammer. Die Vorsitzenden der Obersten Sowjets der Unionsrepubliken gehörten von Amts wegen des Obersten Sowjets der UdSSR an, die Vorsitzenden der Ministerräte der Unionsrepubliken auch dem Ministerrat der UdSSR. Die Parlamente der Nachfolgestaaten der Sowjetunion tragen z. T. heute noch den Namen, so ist die Bezeichnung für das Parlament der Ukraine, Werchowna Rada, lediglich die ukrainische Form von „Oberster Sowjet“ bzw. vollständig übersetzt „Oberster Rat“.

  Siehe auch

  Einzelnachweise

  1.  Manfred Hildermeier: Die Russische Revolution 1905–1921. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-11534-0, S. 54.
  2. Leo Trotzki in „Mein Leben“ Kapitel „1905“
  3. http://www.verfassungen.net/su/udssr36-index.htm
  4. http://www.verfassungen.net/su/udssr23-index.htm

  Literatur

  •  Valentine Rothe: Der russische Anarchismus und die Rätebewegung 1905. Eine geschichtswissenschaftliche und geschichtsdidaktische Untersuchung. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-593-32326-5 (Campus-Forschung 45).
   
               

 

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